Detroit/München. Jody Allister ist eine Labertasche und wird auch noch dafür bezahlt. Die Mittvierzigerin sitzt für General Motors zusammen mit über 600 Kollegen in Detroit in einem Callcenter und gibt orientierungslosen Autofahrern Hilfestellungen: Wo der nächste Supermarkt ist, in welchem Hotel es noch freie Zimmer gibt, wie man zum Onkel nach Oklahoma kommt, sogar wo man am 24. Dezember nach 20.00 Uhr noch ein Weihnachtsgeschenk kaufen kann: Wer den blauen OnStar-Knopf am Innenspiegel seines GM-Modells drückt und bei Allister landet, der bekommt Antwort - und hat Sekunden später schon ein neues Ziel im Navigationssystem hinterlegt.
Das ist die Idee hinter dem Telematik-Dienst, den das US-Unternehmen 1996 eingeführt hat, sagt GM-Chefin Mary Barra: «Den Kunden zu helfen.» Nicht nur bei einer Panne oder einem Unfall, wenn das System automatisch Alarm schlägt und Hilfe ruft. Sondern auch bei alltäglichen Fragen.
Diese Hilfe wird offenbar oft eingefordert: Zweimal pro Sekunde gibt es einen Kontakt. Weltweit sind sechs Millionen Teilnehmer bei dem Service registriert und lösen im Monat im Schnitt fünf Millionen Calls aus, teilt der Hersteller mit: Darunter sind zwar auch 100.000 Notfälle, aber vier Millionen Mal geht es um Zielführung und allein 139.000 Mal lassen sich schusselige Besitzer über das Callcenter den Wagen entriegeln, weil sie den Schlüssel darin vergessen haben.
Nachdem es OnStar bereits in Mexiko und China gibt, kommt der Dienst jetzt mit Opel nach Europa - allerdings nicht ganz freiwillig. «Im Grunde nehmen wir damit die Vorgaben zum eCall vorweg», sagt Opel-Chef Karl-Thomas Neumann. Damit meint er die EU-Entscheidung, nach der jedes ab 2017 neu zertifizierte Auto automatisch einen Notruf absetzen muss, wenn der Fahrer einen SOS-Knopf drückt oder die Elektronik etwa aus dem Airbag-Knall auf einen Unfall schließt. Dann wird die Position des Fahrzeugs und die Zahl der Insassen übertragen, und eine Leitstelle lotst die Retter zum Ort des Geschehens.