Damit der US-Elektroautohersteller Tesla seine erste europäische Fabrik im kommenden Jahr in der Nähe von Berlin eröffnen kann, soll ein Teil des Waldes auf dem künftigen Werksgelände bis Ende Februar gerodet werden. Doch mit dem vorläufigen Stopp der Fällung von Bäumen durch das Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin-Brandenburg nach einer Beschwerde der Grünen Liga ist der Zeitplan erst einmal wieder offen.
Steht das Projekt der Gigafactory nun vor dem Aus?
Nein - zumindest nicht erkennbar. Das reguläre Verfahren für die umweltrechtliche Genehmigung der Fabrik in Grünheide bei Berlin läuft ohnehin noch. Aber der ambitionierte Zeitplan für den angepeilten Start im Sommer nächsten Jahres könnte kräftig durcheinandergewirbelt werden, wenn das OVGin seiner endgültigen Entscheidung kein grünes Licht für die weitere Rodung geben sollte. Tesla-Chef Elon Musk und seine Manager wollen einen möglichst schnellen Start für die Fabrik. Sie wissen aber auch, dass so einige rechtliche Hürden genommen werden müssen, bis die Autos vom Band rollen.
Wie stark könnte sich der Start der Fabrik verzögern?
Tesla hat in zwei Tagen rund die Hälfte der Bäume auf dem 92 Hektar großen Waldgrundstück fällen lassen. Das heißt, zwei oder drei Tage im Februar würden schon reichen, damit es keine erhebliche Verzögerung gibt. Kann wegen des Beginns der Vegetationsperiode erst im Herbst weiter gerodet werden, muss das nicht automatisch eine Verzögerung von einem halben Jahr beim Start der Fabrik bedeuten. Tesla hat das Werk in Schanghai binnen elf Monaten hochgezogen - und könnte in der Zwischenzeit Vorbereitungen treffen. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) hat ins Spiel gebracht, dass im Fall einer weiter gestoppten Rodung geprüft werden könnte, ob sie auch nach Beginn der Vegetationsperiode möglich ist.
Was würde ein späterer Start der Fabrik für Tesla bedeuten?
Verzögerungen in Grünheide könnten Teslas Wachstumspläne hemmen und auch die Wettbewerbsposition in Europa schwächen, während die ansässige Konkurrenz ihr Angebot an Elektroautos ausbaut. Aktuell muss Tesla seinen Bestseller Model 3 aus dem Stammwerk im kalifornischen Fremont verschiffen. Das kostet Zeit und Geld - die Passage durch den Panamakanal kann extrem teuer sein und der Umweg um Südamerika herum dauert lange. Deswegen ist für Tesla lokale Produktion in Europa extrem wichtig. Und mit einer Kapazität von 500.000 Wagen jährlich könnte "Giga Berlin" mehr bauen als ganz Tesla im vergangenen Jahr.