Was unterscheidet den Fall VW von Daimler?
Bei Daimler gibt es bisher keine klare juristische Aussage dazu, ob der Autobauer vorsätzlich oder sittenwidrig gehandelt hat. Es gab zwar schon eine ganze Reihe einzelner Schadenersatzklagen - allerdings mit ganz unterschiedlichem Ausgang. Außerdem ist die Ausgangslage komplizierter: Bei VW ging es nur um eine einzelne Abschaltvorrichtung, bei Daimler gibt es aus Sicht des vzbv ein ganzes Sammelsurium an Manipulationsvorwürfen. Daimler teilt mit, in den Individualverfahren vor deutschen Land- und Oberlandesgerichten sei in rund 95 Prozent der Fälle zu Gunsten des Unternehmens entschieden worden. Allerdings handelt es sich nach Konzernangaben bei dieser Rechnung um alle Diesel-Verfahren und nicht nur um jene, in denen es um Autos mit dem Motortyp OM651 ging.
Wie und wann können sich Mercedes-Fahrer der Klage anschließen?
Das Klageregister wird erst in ein paar Wochen freigegeben. Es ist dann bis einen Tag vor Beginn der mündlichen Verhandlung offen. Alle Informationen hat der vzbv auf der Internetseite www.musterfeststellungsklagen.de zusammengefasst.
Wie ist der Stand der Aufarbeitung des Diesel-Skandals bei Daimler abseits von Schadenersatzklagen wegen mutmaßlich unzulässiger Abschalteinrichtungen?
Die Affäre beschäftigt den Konzern seit langem auf mehreren Ebenen. Vor knapp zwei Jahren bekam Daimler von der Staatsanwaltschaft Stuttgart ein Bußgeld in Höhe von rund 870 Millionen Euro aufgebrummt - wegen einer fahrlässigen Verletzung der Aufsichtspflicht in einer mit der Fahrzeugzertifizierung befassten Abteilung, wie es hieß. Dadurch hätten Dieselfahrzeuge Genehmigungen erhalten, obwohl der Ausstoß von Stickoxiden bei den Autos teilweise nicht den regulatorischen Anforderungen entsprochen habe. Abseits dessen ermittelt die Staatsanwaltschaft nach wie vor auch strafrechtlich gegen Mitarbeiter des Konzerns.
Das war's schon?
Keineswegs. Obendrein muss sich der Konzern mit Hunderten allein am Landgericht Stuttgart eingereichten Investorenklagen auseinandersetzen. Die Anleger werfen Daimler hier vor, die Märkte zu spät über die finanziellen Folgen der Dieselaffäre informiert zu haben. Dadurch seien die Daimler-Aktien, die die Anleger gekauft haben, zum damaligen Zeitpunkt viel zu teuer gewesen. Die Schadenersatzforderungen gegen den Autobauer in diesem Zusammenhang summieren sich inzwischen auf deutlich mehr als eine Milliarde Euro. Auch für die Investorenklagen soll es ein Musterverfahren am Oberlandesgericht Stuttgart geben - mit dem Ziel, grundlegende Fragen zu klären. Einen Starttermin gibt es noch nicht.
Was ist aus den US-Ermittlungen gegen Daimler geworden?
Den Streit mit Behörden und Kunden in den USA um angebliche Verstöße gegen Abgasregeln hat Daimler inzwischen mit einer Zahlung von umgerechnet mehr als 1,9 Milliarden Euro abgeräumt. Der Autobauer legte im September mit zwei Vergleichen Ermittlungsverfahren der US-Behörden und zudem zahlreiche Klagen von Autobesitzern bei. Daimler und seiner Tochter Mercedes-Benz USA wurden überhöhte Abgaswerte bei rund 250.000 Dieselwagen vorgeworfen. Außen vor bleiben hier aber ebenfalls strafrechtliche Ermittlungen, die in den USA seit 2016 im Zusammenhang mit der Dieselaffäre laufen. (dpa/gem)
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