Kaum am Tor 17 angekommen, muss der Ministerpräsident gleich einen Selbstversuch in Corona-Zeiten unternehmen. "Das hier ist ein Grundkurs, wie man mit Masken Kaffee trinkt", sagt Stephan Weil. Es ist Frühschicht in Wolfsburg, Montagmorgen, 7.00 Uhr. Mit Betriebsratschef Bernd Osterloh und Personalvorstand Gunnar Kilian lässt sich Niedersachsens Regierungschef - nebenbei Mitglied des Volkswagen-Aufsichtsrats - ein Heißgetränk einschenken. Am Südrand der größten Fabrik der Welt preist der Bäcker an seinem mobilen Stand das Frühstücksangebot an. Auch ein zuckriger Amerikaner mit Marzipan-Maske ist zu haben.
In vorsichtigen Schritten nimmt VW zum Wochenstart die Fertigung am Hauptsitz wieder auf - nach fast eineinhalb Monaten Lockdown wegen der Viruskrise. Zwickau, Bratislava, so gut wie alle chinesischen Werke sind zurück am Netz. Heute sollen auch Emden und Hannover noch hinzukommen. "Wir haben alles umgestellt, was wichtig ist, um die Sicherheit unserer Mitarbeiter zu gewährleisten", betont Konzernchef Herbert Diess. "Wir fahren jetzt ganz langsam hoch." Wie in Zwickau ist die Kapazität in Wolfsburg aber noch begrenzt: in dieser Woche bei höchstens 15, bis Ende kommender Woche bei rund 40 Prozent. Etwa 8000 Mitarbeiter sind zurückgekehrt - normalerweise arbeiten hier bis zu 70.000. Auch 2600 Lieferanten nahmen die Fertigung wieder auf.