Brüssel. Die Affäre um manipulierte Dieselabgaswerte bei Volkswagen hat im September die Freude am Autokaufen vorerst nicht getrübt. In der Europäischen Union seien knapp 1,36 Millionen Autos neu zugelassen worden und damit 9,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, teilten die Branchenverbände Acea und VDA am Freitag mit. Das war der 25. Anstieg in Folge. Auch VW legte beim Absatz zu, wuchs aber schwächer als der Markt. Die Affäre um manipulierte Abgasmessungen bei Dieselfahrzeugen war erst in der zweiten Monatshälfte öffentlich geworden. Die Aktien der Autobauer reagierten am Morgen zunächst positiv auf die Nachrichten, drehten dann aber ins Minus.
VW verkauft deutlich mehr Autos
Trotz der Unsicherheit um die Folgen der Abgasaffäre entwickelten sich die Verkaufszahlen bei Volkswagen deutlich nach oben. Die Zahl der Neuzulassungen wuchs über alle Marken des Konzerns hinweg im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,4 Prozent auf knapp 316 000 Fahrzeuge. Vor allem Audi, Skoda und Porsche trieben mit prozentual zweistelligen Zuwächsen den Absatz an.
Bei den anderen deutschen Herstellern ging es allerdings noch kräftiger aufwärts. So setzte Daimler mit gut 83.000 Fahrzeugen 18,6 Prozent mehr Wagen ab als ein Jahr zuvor, BMW legte um 17,8 Prozent auf fast 101.000 Autos zu.
Autoexperte Peter Fuß von der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) erwartet, dass sich der Abgasskandal erst nach Wochen oder Monaten auf die Verkaufszahlen auswirkt - wenn überhaupt: "Selbst wenn es zu einer gewissen Delle beim Absatz von Diesel-Neuwagen kommt, dürfte es auf der anderen Seite ein entsprechend starkes Plus bei Benzinern geben." Die Nachfrage nach Neuwagen sei derzeit ungebrochen stark. BMW und Audi spüren nach eigenen Angaben bisher keinen Abwärtssog durch den VW-Abgasskandal.
Autoexperte Fuß hält es allerdings für möglich, dass die Preisschlacht in der Autobranche heftiger wird. So könnten einige Autobauer ihre Chance wittern, angesichts der derzeitigen Verunsicherung der Kunden ihre Marktanteile zu steigern und dazu noch aggressiver auf Rabatte zu setzen. Schon jetzt nehme der Anteil von Tageszulassungen durch Händler und Hersteller kräftig zu.
Während der Autoabsatz in der EU insgesamt boomt, gehörte Deutschland unter den wichtigsten Absatzmärkten mit einem Plus von 4,8 Prozent im September zu den Schlusslichtern. Besonders kräftig stiegen die Verkäufe hingegen in Spanien (+22,5 Prozent) und Italien (+17,2 Prozent). In Frankreich (+9,1 Prozent) und Großbritannien (+8,6 Prozent) lag das Absatzplus unter der Marktentwicklung.
Auf die ersten neun Monate gesehen legte der Autoabsatz in der EU um 8,8 Prozent auf 10,4 Millionen Fahrzeugen zu. Allerdings liegt er damit immer noch merklich niedriger als vor der Finanzkrise: Von Januar bis September 2007 waren in der EU fast zwölf Millionen Autos neu zugelassen worden. (dpa-AFX/swi)