VW stellt 16,4 Milliarden Euro zurück

Wolfsburg. Volkswagen wird zur Bewältigung der Folgen des Abgas-Skandals rund 16,4 Milliarden Euro für das Jahr 2015 zurückstellen. Europas größtem Autobauer droht dadurch der höchste Verlust seiner Geschichte. Schon im dritten Quartal hatte VW 6,7 Milliarden zurückgestellt, jetzt werden es noch einmal fast zehn Milliarden mehr, wie die dpa berichtet. Die offizielle Mitteilung könnte noch am Freitag erfolgen. Der Aufsichtsrat tagt derzeit in Wolfsburg. Dabei soll es neben den Eckdaten der Bilanz auch um den Streit um millionenschwere Vorstandsboni gehen.

Vor wenigen Tagen war in Medien darüber spekuliert worden, dass die Affäre Volkswagen insgesamt bis zu 30 Milliarden Euro kosten könnte. Der bisher höchste Verlust war im Jahr 1993 angefallen. Damals betrug das Minus 1,94 Milliarden DM, also rund eine Milliarde Euro. Inzwischen ist der Konzern allerdings kräftig gewachsen und umfasst deutlich mehr Marken. Mit weltweit gut 600.000 Mitarbeitern ist Volkswagen der größte Konzern in Deutschland.

Im Jahr 2014 hatte das Unternehmen, das auf dem besten Weg schien, Toyota als größten Autobauer der Welt abzulösen, unter dem Strich noch elf Milliarden Euro Gewinn gemacht. Die Zahlen für 2015 sind noch nicht bekannt, werden aber erheblich durch den Abgas-Skandal belastet sein. Das operative Ergebnis ohne Berücksichtigung der Kosten der Affäre soll allerdings auf dem Niveau von 2014 liegen.

Der VW-Konzern hat in weltweit rund elf Millionen Autos mit Dieselmotor eine Software installiert, die erkennt, ob das Auto auf einem Prüfstand steht, und in diesem Fall die Abgasreinigung komplett aktiviert. Im Normalfall sind die Systeme zumindest teilweise ausgeschaltet, was zu einer erheblich Überschreitung der gesetzlichen Grenzwerte für Stickoxide führt. Der Skandal führte zum Rücktritt von VW-Chef Martin Winterkorn. Wer genau verantwortlich ist und wer wann davon erfahren hat, ist jedoch immer noch unklar.

Am Donnerstag erreichte VW eine Einigung mit Klägern in den USA, die als wichtiger erster zur Bewältigung der Krise gilt. Ein Vergleich mit dem Angebot zum Rückkauf der meisten betroffenen Autos ist für das Unternehmen zwar teuer, mit Sicherheit aber deutlich günstiger als ein Prozess. Noch immer ist jedoch nicht absehbar, wie teuer der Skandal am Ende wird. Nicht nur in den USA drohen dem Konzern weitere Klagen von Verbrauchern und Behörden. (dpa/swi)