Kaluga. In Jörn Kuchs Reich herrscht emsiges Treiben. Der 47-jährige Ingenieur leitet das erste Motorenwerk des VW-Konzerns in Russland. Getriebe zusammenschrauben gegen die Krise. "Drehen, fräsen, schleifen, bohren - hier könnte ich mich mein ganzes Leben austoben", sagt Kuch. Wenn er durch das neue Werk in Kaluga rund 170 Kilometer südlich von Moskau führt und die vielen kleinen Arbeitsschritte präsentiert, versprüht er große Begeisterung.
Hochkonzentriert wirken die Arbeiter an ihren Werkständen und am Fließband. Ein zarter Hauch von Chemie hängt in der Luft, doch alles wirkt neu, hell und klinisch rein. Kuch beaufsichtigt rund 400 Mitarbeiter, seit die Fabrik im September an den Start gegangen ist. 600 Motoren am Tag will er hier zusammensetzen, 150.000 im Jahr - dem milliardenschweren Abgas-Skandal und der Wirtschaftskrise zum Trotz.
"In Russland verkaufen wir sehr wenig Diesel", sagt Marcus Osegowitsch, Chef von VW-Russland. Deswegen spiele "Dieselgate" für sein Geschäft kaum eine Rolle.