Wolfsburg. Der Abgas-Skandal belastet Volkswagen weiterhin spürbar. Volkswagens Kernmarke VW Pkw hat auch zum Jahresstart kaum Gewinn gemacht. Das Sorgenkind des Autobauers erwirtschaftete in den ersten drei Monaten des Jahres zwar 73 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) und kehrte in die schwarzen Zahlen zurück. Jedoch: Im Vergleich zum Startquartal des Vorjahres (514 Millionen Euro) brach das Ergebnis damit um 86 Prozent ein.
Der Umsatz von VW Pkw sank von Januar bis April von 26,3 Milliarden Euro auf 25,1 Milliarden Euro. Der Absatz von Neuwagen ging im selben Zeitraum von knapp 1,12 Millionen auf 1,07 Millionen Fahrzeuge zurück.VW-Gewinn bricht ein
In einer Pressemitteilung verweist Volkswagen zur Begründung für die negative Entwicklung unter anderem auf gestiegene Vertriebskosten "im Wesentlichen aufgrund höherer Vermarktungskosten infolge der Abgasthematik".
Der gesamte Konzern machte im ersten Quartal 51 Milliarden Euro Umsatz, 3,4 Prozent weniger als im ersten Quartal 2015. Dies operative Rendite lag bei 6,8 Prozent.
Insgesamt musste der Volkswagen-Konzern damit zum Jahresbeginn einen recht herben Gewinneinbruch hinnehmen. Unterm Strich sackte das Ergebnis im ersten Quartal um rund ein Fünftel auf 2,3 Milliarden Euro ab. VW hatte unter anderem mit hohen Rabatten versucht, die Verkäufe auch im Abgas-Skandal stabil zu halten.Die Vertriebskosten stiegen zu Jahresbeginn aber bei weitem nicht mehr so stark wie direkt nach Bekanntwerden der Manipulationen. Ursprünglich hatte der Konzern sogar noch mit rund 100 Millionen Euro mehr Anreizen kalkuliert.
Nachdem Rückstellungen für die Folgen der Dieselkrise VW im vergangenen Jahr einen Rekordverlust eingebrockt hatten, ist der Konzern nun aber vorerst zumindest wieder in den schwarzen Zahlen.
Die großen Gewinnbringer blieben die Premium-Marken Audi und Porsche. An der Börse kamen die Zahlen zunächst nicht gut an. Die Volkswagen-Aktie verlor 2,1 Prozent an Wert und lag damit am Ende des Dax.
Derweilhalfen Europas größtem Autobauer die Währungswechselkurse: Die milliardenschweren Rückstellungen für die Folgen des Abgas-Skandals gewannen bei der Währungsumrechnung an Wert. So konnte Volkswagen dieses Polster verkleinern. Das brachte immerhin 500 Millionen Euro und sorgte dafür, dass der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sogar leicht um 112 Millionen auf 3,4 Milliarden Euro kletterte.
Auf der anderen Seite zeigt sich jedoch, welche Belastungen der Skandal noch mit sich bringen wird:Für künftige Anwaltskosten legte Volkswagen im ersten Quartal 200 Millionen Euro mehr zurück.
Volkswagen-Chef Matthias Müller gibt sich vorsichtig, aber nicht unzufrieden: "Es ist uns auch im ersten Quartal gelungen, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Dieselthematik in Grenzen zu halten und unter schwierigen Bedingungen respektable Ergebnisse zu erwirtschaften", sagte Müller laut Mitteilung.
Auch in seinem wichtigsten Markt China musste Volkswagen Federn lassen. Das anteilige operative Ergebnis aus dem Geschäft im Reich der Mitte sackte im ersten Quartal um ein Viertel im Jahresvergleich auf 1,2 Milliarden Euro ab. Allerdings hatte dort der Automarkt vor einem Jahr auch noch mächtig gebrummt, bevor die Verkäufe im Sommer spürbar einknickten. Der Abgas-Skandal dürfte dagegen kaum Auswirkungen auf den Absatz des Konzerns in China haben, denn die Chinesen fahren nahezu ausschließlich Benziner. Volkswagen verkauft inzwischen weit mehr als jedes dritte Auto im Reich der Mitte.
Nach Jahren stetigen Belegschafts-Aufbaus hat sich die Richtung bei der Mitarbeiterzahl unterdessen gedreht. Im Vergleich mit dem Jahreswechsel Ende 2015 sank die Zahl der Mitarbeiter zum Stichtag 31. März um rund 800 Stellen auf 277.900. Dieser Rückgang binnen drei Monaten entspricht einem Minus von 0,3 Prozent.
Im Ausland steht dagegen ein Plus von 1,1 Prozent bei der Mitarbeiterzahl zu Buche. Die Belegschaft dort wuchs um fast 4000 Stellen auf 335.200 Jobs. Insgesamt wuchs damit die Mitarbeiterzahl Volkswagens um 0,5 Prozent. (dpa/gem)