Volkswagen verdächtigt den früheren FBI-Chef Louis Freeh des Geheimnisverrats und will dessen Berufung zum Gutachter in Schadenersatz-Prozessen in den USA vereiteln. Der ehemalige Leiter der amerikanischen Bundespolizei arbeitet nach seiner Karriere im öffentlichen Dienst als juristischer Vermittler in Wirtschaftsskandalen - bei VW hatte er Anfang 2016 Aussicht auf einen Beratervertrag und sollte in der Aufklärung der Dieselaffäre helfen. Doch dazu kam es nicht. Nun ist Freeh für Anwälte privater Kläger tätig. Der Vorwurf der Wolfsburger: Er soll interne Informationen des Managements an diese weitergegeben oder gar verkauft haben, wie das Online-Wirtschaftsmagazin "Business Insider"berichtet.
Bei Volkswagen hieß es, man lehne Freeh als hinzugezogenen Experten bei Diesel-Klagen in den Vereinigten Staaten ab. Ein entsprechender Antrag sei bei einem Gericht in San Francisco eingereicht worden. Es gebe klare Hinweise, die darauf schließen ließen, dass er seine derzeitigen Auftraggeber mit vertraulichen Unterlagen und Aussagen aus der Zeit der Verhandlungen mit demdeutschen Konzern versorgt habe.
In dem Gerichtsantrag heißt es, Freeh habe vor vier Jahren 15 Millionen Dollar an garantierten Bezügen gefordert, um VW im US-Rechtsstreit zu vertreten. Darüber hinaus habe er noch zusätzliche zehn Prozent aller "Ersparnisse" gewollt, die er dem Konzern bei den Verhandlungen hätte verschaffen können. VW habe dies abgelehnt.
Eigentlich sind die wesentlichen Prozesse rund um "Dieselgate" in den USA inzwischen abgeräumt. Nach einem auch strafrechtlich relevanten Schuldeingeständnis wegen des Abgasbetrugs hatte sich VW Anfang 2017 mit der Regierung in Washington auf einen Milliardenvergleich verständigt. Auch zahlreiche Kunden und Händler wurden - anders als in Europa - entschädigt, der Konzern verbuchte mittlerweile mehr als 30 Milliarden Euro an Rechtskosten. Doch es gibt weiterhin einzelne Verbraucher, die klagen - ähnlich wie in Deutschland, wo etliche Kunden wieder vom allgemeinen Musterverfahren gegen VW absprangen. In San Francisco steht derzeit ein solcher "Opt-out"-Prozess an, bei dem Freeh als Experte aussagen könnte.