Zurück ans Band: Nach rund fünf Wochen Corona-Stillstand läuft bei Volkswagen die Autoproduktion langsam wieder an. Den Anfang machte am Donnerstag das Werk im sächsischen Zwickau - mit deutlich geringerem Tempo. "Gesundheit geht vor Stückzahl", sagte der Geschäftsführer Technik und Logistik bei Volkswagen Sachsen, Reinhard de Vries. Vorerst sollen in nur einer Schicht pro Tag 50 Fahrzeuge gefertigt werden und damit ein Drittel der bisherigen Menge. In Zwickau wird seit November 2019 mit dem vollelektrischen ID.3 das - neben dem Golf 8 - wichtigste neue Modell des Konzerns gebaut.
Auch im benachbarten Motorenwerk Chemnitz fährt VW den Betrieb nun schrittweise hoch. Die Gläserne Manufaktur in Dresden, wo seit Donnerstag wieder Autos ausgeliefert werden, soll am Montag (27.4.) folgen - ebenso der Stammsitz Wolfsburg sowie die Fabriken Emden und Hannover. In einigen internen Zulieferwerken der VW-Gruppe wird schon wieder gearbeitet, weitere Autowerke sollen hinzukommen.
Um die Sicherheit der rund 10.000 Mitarbeiter an den drei sächsischen Standorten zu gewährleisten, setzt Volkswagen unter anderem auf verschärfte Hygienestandards, strikte Abstandsregeln und kürzere Reinigungsintervalle. In dieser Woche wurden zunächst 1500 Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückgeholt, weitere 500 sollen am Montag folgen.
Einer von ihnen ist Heiko Gruner, der sichtlich froh darüber ist, wieder am Band zu stehen. "Mir hat in den letzten Wochen eine Aufgabe und die gewohnte Tagesstruktur gefehlt", sagt der 49-Jährige. Gerade hat er mit seinem jungen Kollegen Max Brühmann einen Scheinwerfer an der Front eines schwarzen ID.3eingebaut - mit Mund-Nasen-Schutz und Handschuhen. "Arbeitshandschuhe trage ich wie 90 Prozent meiner Kollegen immer, aber die Maske ist schon ungewohnt", räumt er ein.
Weil der Scheinwerfer nur zu zweit eingesetzt werden könne und ein Abstand von 1,50 Meter dabei nicht machbar sei, gelte Maskenpflicht, erläutert Holger Hollmann, Leiter der Montagehalle 5. Vor dem Wiederanlauf habe man jede einzelne Arbeitsstation hinsichtlich desInfektionsrisikos neubewertet. Auch in Waschräumen, Umkleiden und Toiletten sowie beim Mittagessen gilt: Abstand halten. Zudem muss jeder Mitarbeiter vor Arbeitsbeginn einen Selbsttest machen, Temperatur messen inklusive.