Insgesamt nehme sie die Stimmung als gut wahr, sagte Cavallo - zumal nach dem Abschluss der schwierigen Haustarifrunde vor einigen Wochen. Gleichzeitig betonte sie: "Man merkt schon, dass die Corona-Pandemie den Beschäftigten inzwischen ein wenig aufs Gemüt schlägt. Alle wünschen sich nach gut einem Jahr Ausnahmezustand mehr Normalität zurück." Der Schutz an den Arbeitsplätzen habe weiter Vorrang. VW bot etwa frühzeitig eigene Tests an und impft betriebsintern.
Forderungen mancher Arbeitgeber und Überlegungen von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), Homeoffice-Pflichten bald zu lockern, findet Cavallo noch verfrüht: "Ich halte nichts davon, jetzt kurzfristig vor dem Sommerurlaub schon wieder alle ins Unternehmen zurück zu holen." Entscheidend seien flexible, abgestufte Modelle. Es gelte aber: "Wer dauerhaft von zu Hause aus arbeitet, braucht mehr als einen kleinen Laptop-Bildschirm und improvisierten Arbeitsplatz. Das ist eine Bringschuld des Arbeitgebers."
Für die Belegschaft in den Werkshallen seien erweiterte Lösungen nötig: "Auch für die Kolleginnen und Kollegen in der Produktion, die ihre Arbeit nun einmal nicht mit nach Hause nehmen können, ist Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ein Riesenthema." "Agile Fertigung" solle das starre Schichtsystem flexibler machen.
Beim größten europäischen Autokonzern dürften einige Veränderungen der Arbeitswelt nach der Pandemie Bestand haben. "Das Unternehmen verbindet die Frage, wo wir künftig arbeiten, durchaus auch mit einer möglichen Reduzierung von Büroraum und dem Einsparen von Kosten", so Cavallo. "Aus unserer Sicht wäre das Abmieten von Bürokapazitäten allein keine Lösung." Mehr Flexibilität sei generell möglich. Jedoch: "Es muss grundsätzlich dabei bleiben, dass die Entscheidung, ob ich mobil arbeiten möchte oder nicht, eine freiwillige ist."