Wolfsburg. VW will mit der Software zur Manipulation von Abgaswerten nicht gegen europäische Gesetze verstoßen haben. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung (SZ). Damit will der Konzern offenbar Schadenersatzforderungen von Kunden in Europa entgehen. Auf Anfrage von SZ, NDR und WDR erklärte das Unternehmen, die Software stelle "keine unzulässige Abschalteinrichtung nach europäischem Recht dar".
Damit bezieht sich VW auf eine von vielen Herstellern genutzte Gesetzeslücke im EU-Recht: Demnach ist eine Reduzierung der Abgasreinigung zulässig, wenn dies zum Schutz des Motors notwendig ist. Die Regelung war als Ausnahme gedacht, um zum Beispiel bei extremer Kälte Bauteile vor Schäden zu schützen. Bei Untersuchungen im Zuge des Abgas-Skandals stellte sich aber aber heraus, dass zahlreiche Hersteller schon bei normalen Temperaturen ihre Abgasreinigung ausschalten. Bei VW liegt der Fall jedoch anders: Die Wolfsburger haben eine Software entwickelt, die erkennt, ob das Auto auf einem Prüfstand steht. Nur die diesem Fall arbeitet die Abgasreinigung mit voller Leistung.
In den USA hat sich VW zumindest mit den Besitzern der Wagen mit Vierzylindermotoren auf eine Vergleich geeinigt. Dieser könnte das Unternehmen zwar bis zu 15,2 Milliarden Euro kosten, bewahrt es aber vor Prozessen, die wahrscheinlich deutlich teurer geworden wären. Unter anderem sieht er Entschädigungszahlungen an die Kunden sowie Umrüstung oder Rückkauf der Fahrzeuge vor. Eine vergleichbare Lösung für die Autos mit den von Audi entwickelten Sechszylindermotoren steht noch aus. Verbraucherschützer und Politiker in Europa kritisieren seit Monaten, dass der Konzern seine Kunden in den USA besser behandelt als die in Europa. VW rechtfertigt sich mit dem Hinweis auf unterschiedliche Rechtssysteme.