VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch hat eingestanden, dass Volkswagen eine große Mitschuld am schlechten Ruf des Diesel trägt. "Die Autoindustrie, insbesondere wir hier in Wolfsburg, haben zweifellos unseren Beitrag geleistet zur Beschädigung des Diesel", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Bei der Manipulation von VW-Motoren handele es sich um den "größtmöglichen Schadensfall".
Das Kaufverhalten der Kunden habe die Dieselaffäre allerdings nicht beeinflusst. "Wenn man die reine Entwicklung der Stückzahlen anschaut, sieht man: Der Einbruch der Verkaufszahlen für den Diesel entstand durch die Diskussion über Fahrverbote, nicht durch den Dieselskandal", sagte Pötsch.
Pötsch steht auch persönlich in der Kritik: Ihm sowie Vorstandschef Herbert Diess und dem Ex-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn wird vorgeworfen, Anleger im Jahr 2015 "vorsätzlich zu spät" über die Risiken der Dieselaffäre informiert zu haben. Deswegen hat die Staatsanwaltschaft Braunschweig sie Ende September angeklagt.
VW hatte im September 2015 auf Druck von US-Umweltbehörden eingeräumt, in großem Stil bei Abgastests betrogen zu haben. Durch sogenannte Abschalteinrichtungen ("Defeat Devices") wurden die Stickoxid-Messwerte im Fahrbetrieb nach unten frisiert. Weltweit betraf die Affäre laut damaligen Unternehmensangaben rund elf Millionen Dieselautos. Wegen des "Dieselgate"-Skandals hat der Konzern bereits mehr als 30 Milliarden Euro an Rechtskosten verbucht. (dpa/os)
Lesen Sie auch:
Präzedenzfall im Abgasskandal?: VW zahlt Entschädigung an österreichische Polizei
Dieselermittlungen: Staatsanwaltschaft durchsucht VW-Büros
Urteil zu VW-Abgasskandal: Verjährung endet nicht zwingend Ende 2019
Abgas-Skandal: Musterverfahren von VW-Investoren geht weiter
Aus dem Datencenter:
Die 20 Marken mit den höchsten Dieselanteilen - Oktober 2019 in Deutschland