"Piëch hat Automobilgeschichte geschrieben"

Volkswagen und Audi trauern um Ferdinand Piëch

Der Volkswagen-Konzern und seine 660.000 Mitarbeiter trauern um Ferdinand Piech. Die Fahnen in Wolfsburg hängen auf Halbmast, Hans Dieter Pötsch und Herbert Diess würdigen Piech.
Volkswagens Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch: "Ferdinand Piëch hat Automobilgeschichte geschrieben - als leidenschaftlicher Manager, genialer Ingenieur und als visionärer Unternehmer."
Preis fürs Lebenswerk
Mit großem Abstand hatten die Leser der Automobilwoche Ferdinand Piech im Jahr 2011 zur "Persönlichkeit des Jahrzehnts" gewählt.
Ferdinand Piech 2002 im Ein-Liter-Auto:
Volkswagen

Ferdinand Piech, der Enkel von Ferry Porsche, arbeitete zunächst im Familienunternehmen. Als Audi-Chef war er später derjenige, der mit Innovationen wie der Alu-Karosserie, dem Allradantrieb und dem TDI-Motor den Aufstieg der Marke zum Rivalen von BMW und Mercedes forcierte. Als er 1993 VW-Chef wurde, steckte das Unternehmen in der Krise. Statt auf Massenentlassungen setze Piech auf Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften und schuf mit Personalvorstand Peter Hartz die Viertagewoche. Nachdem er zunächst mit dem GM-Manager Jose Ignacio Lopez ein radikales Sparprogramm initiiert hatte, setzte er später auf Qualität. Sein Anspruch war, dass VW die komplette Bandbreite der Mobilität vom Kleinwagen bis zum Lkw abdecken sollte. In seine Amtszeit fielen technische Meilensteine wie das Einliterauto XL1 und der Bugatti Veyron mit 16-Zylinder-Motor. Modelle wie der Touareg und der Phaeton strahlten auf die günstigeren Fahrzeuge ab. Mit insgesamt höher positionierten Modellen schaffte es VW zurück auf die Erfolgsspur. Piech blieb auch nach seinem Wechsel in den Aufsichtsrat noch jahrelang die dominierende Figur bei VW, unter anderem war er maßgeblich an der Verschmelzung von VW und Porsche beteiligt. Erst Jahre später trennte er sich im Streit von dem Unternehmen und verkaufte seine Anteile an seinen Bruder. Piech starb im August 2019.

Martin Winterkorn und Ferdinand Piech:
Volkswagen
Jahrelang Verbündete, später Gegner: VW-Chef Martin Winterkorn und der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piech.
Ferdinand Piech
Volkswagen
Das Urteil des Patriarchen war gefürchtet. Er konnte Karrieren von Topmanager mit kurzen Sätzen binnen Sekunden beenden.
Ferdinand Piech:
Volkswagen
2012 war Piech als Honorarprofessor in Zwickau tätig.
Ursula und Ferdinand Piech:
Volkswagen
Mit Ehefrau Ursula 2013 beim GTI-Treffen am Wörthersee.
Ferdinand und Ursula Piech:
Audi
2009 beim Jubiläum "100 Jahre Audi".
Martin Winterkorn, Ursula und Ferdinand Piech:
Volkswagen
Vor dem Zerwürfnis: Martin Winterkorn, Ursula und Ferdinand Piech. Winterkorn hätte Piech als Aufsichtsratschef bei VW beerben sollen.
Ursula und Ferdinand Piech:
Volkswagen
Seine Frau war einer der wenigen Personen, denen Piech voll und ganz vertraute.
Ferdinand Piech im VW XL1:
United Pictures
Der Manager hielt das Steuer immer gern selbst in der Hand - im übertragenen wie im wörtlichen Sinne.
Pötsch, Winterkorn, Piech:
United Pictures
Piech hat im Laufe der Jahre an zahllosen Sitzungen mit Martin Winterkorn teilgenommen.
Ferdinand Piech:
United Pictures
Auf Automessen waren die Rundgänge von Piech so berühmt wie berüchtigt. Sein Urteil über ein Auto war auch bei Managern der Konkurrenz gefragt.
Ferdinand Piech im VW XL1:
United Pictures
Von seiner Frau ließ Piech sich in späteren Jahren chauffieren.
Winterkorn und Piech:
United Pictures
Lange Zeit war Winterkorn der Ziehsohn von Piech. Die beiden Manager waren sich sehr ähnlich, vor allem in Bezug auf ihren Führungsstil.
Martin Winterkorn und Ferdinand Piech
Volkswagen
Winterkorn war ebenso versessen auf Qualität wie Piech.
Winterkorn, Ursula und Ferdinand Piech:
United Pictures
Zahllose Managementkarrieren hat Piech im Laufe der Zeit beendet, manchmal nur mit einem Satz. An Winterkorn allerdings scheiterte er und trat als Aufsichtsratschef zurück - nur wenige Monate, bevor der Abgasskandal bekannt wurde.
Mit Wolfgang Reitzle:
Piech mit dem früheren BMW-Manager Wolfgang Reitzle, der bei der Verleihung der "Auto-Stars des Jahrzehnts" die Laudatio auf ihn hielt. Die Leser der Automobilwoche hatten Piech 2011 zur Persönlichkeit des Jahrzehnts gewählt. (Foto: Wolf Heider-Sawall)
Ursula und Ferdinand Piech:
Seine Frau Ursula war vor allem in den letzten Jahren Piechs engste Vertraute. (Foto: United Pictures)
Ferdinand Piech und Ferry Porsche:
Ferdinand Piech als junger Mann mit seinem Onkel Ferry Porsche. Piech war Entwicklungschef der Sportwagenfirma. (Foto: Porsche)
Piech:
Ferdinand Piech ungewohnt gut gelaunt. (Foto Kai-Uwe Knoth)
Piech beim Papst:
Ferdinand Piech und seine Frau wurden 2008 von Papst Benedikt XIV. empfangen. (Foto: VW)
Piech beim Rennen:
Seine Vorliebe für Motorsport hat Piech schon in jungen Jahren entdeckt. (Foto: Porsche)
Familie Porsche:
Ferdinand Porsche mit seinem Sohn Alexander und seinem Enkel Ferdinand Piech. (Foto: Porsche)
FAmilie Piech:
Von links: Ferdinand Piech, Alexander Porsche, Michael Piech. (Foto: Porsche)
Beckenbauer und Piech:
Gemeinsam mit Franz Beckenbauer bei der Audi Night in Kitzbühl. (Foto: Audi)
Piech ca. 1980:
In den 80er Jahren war Piech für Audi tätig - eine Marke, die er komplett umgekrempelt hat. (Foto: Audi)
Preis fürs Lebenswerk
Ferdinand Piech 2002 im Ein-Liter-Auto:
Martin Winterkorn und Ferdinand Piech:
Ferdinand Piech
Ferdinand Piech:
Ursula und Ferdinand Piech:
Ferdinand und Ursula Piech:
Martin Winterkorn, Ursula und Ferdinand Piech:
Ursula und Ferdinand Piech:
Ferdinand Piech im VW XL1:
Pötsch, Winterkorn, Piech:
Ferdinand Piech:
Ferdinand Piech im VW XL1:
Winterkorn und Piech:
Martin Winterkorn und Ferdinand Piech
Winterkorn, Ursula und Ferdinand Piech:
Mit Wolfgang Reitzle:
Ursula und Ferdinand Piech:
Ferdinand Piech und Ferry Porsche:
Piech:
Piech beim Papst:
Piech beim Rennen:
Familie Porsche:
FAmilie Piech:
Beckenbauer und Piech:
Piech ca. 1980:

Mit Fahnen auf halbmast würdigt Volkswagen den langjährigen Konzernchef und späteren Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch. Im Namen aller 660.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kondolierten Aufsichtsrat und Vorstand den Angehörigen, wie der Autobauermitteilte. "Ferdinand Piëch hat Automobilgeschichte geschrieben - als leidenschaftlicher Manager, genialer Ingenieur und als visionärer Unternehmer", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch. (Viele weitere Reaktionen zum Tod Piechs hat Automobilwoche in diesem Artikel für Sie zusammengetragen).

Seit den 1960er Jahren habe Piëch die Entwicklung des Automobils, der Industrie und vor allem von Volkswagen zum globalen Mobilitätskonzern maßgeblich gestaltet, vorangetrieben und geprägt, sagte Pötsch. Das Unternehmen und die Menschen hätten ihm unendlich viel zu verdanken.

"Qualität und Perfektion bis ins Detail"

Konzernchef Herbert Diessbezeichnete Piëch als mutig, unternehmerisch konsequent und technisch brillant. "Vor allem hat Ferdinand Piëch Qualität und Perfektion bis ins Detail in den Automobilbau gebracht und tief in der Volkswagen-DNA verankert", sagte Diess.

Der ehemalige Top-Manager war am Sonntagim Alter von 82 Jahren gestorben, wie seine Ehefrau Ursula Piëch am Montagabend mitgeteilt hatte. Zum Gedenken sollen in verschiedenen VW -Werken die Fahnen auf halbmast gesetzt werden.

"Hat gut zugehört"

Neben Volkswagen trauert auch Audi um Piech, der mehr als 20 Jahre für die Marke mit den vier Ringen gearbeitet hat, zuletzt von 1988 bis 1992 als Vorstandschef. Piech hat Audi zum Premiumhersteller gemacht, viele der Innovationen gehen auf ihn zurück.

"Eine der größten Stärken von Ferdinand Piëch war, dass er sich den Namen Audi, zu Deutsch Horch, zu eigen machte und Kunden wie Belegschaft immer gut zugehört hat", sagte der Chef der VW-Tochter, Bram Schot, am Dienstag. "Er lebte den Traum der Automobilität sein ganzes Leben lang und war Motor von Innovationen." Als Beispiele nannte Schot den Fünfzylinder-Ottomotor und den Allradantrieb Quattro. Piëch habe "in einzigartiger Weise Genialität mit Leidenschaft und Beharrlichkeit" vereint, sagte Schot.

„Als Unternehmer verband er das technisch Mögliche und wirtschaftlich Sinnvolle mit sozialer Verantwortung“, ergänze Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch.

"Ein Automobilmann durch und durch"

Porsche-Chef Oliver Blume hat die Leistungen des früheren Automanagers gewürdigt. "Seine Liebe zum Automobil und sein steter Wille, den technischen Fortschritt voranzutreiben, bleiben für immer unvergessen", sagte Blume. "Piëch war ein Automobilmann durch und durch." Mit Leidenschaft und Mut habe der Enkel von Ferdinand Porsche das Unternehmen zu "außerordentlichen Ingenieursleistungen" geführt und die Weichen für eine erfolgreiche Entwicklung gestellt. (dpa-AFX/gem/swi)

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