Der VW-Konzern hat mit dem Bau seines ersten rein elektrischen Großserien-Modells begonnen. Vorstandschef Herbert Diess eröffnete am Montag im Werk Zwickau die Produktionslinie für den ID.3.
Das Auto soll beim größten Hersteller der Welt das Massengeschäft mit elektrischen Fahrzeugen etablieren und die Grundlage für weitere Varianten mit alternativem Antrieb werden. "Wir stehen vor einem Systemwechsel zur Elektromobilität", sagte Diess. "Es ist keine Frage mehr, ob sich das Elektroauto durchsetzt. Sondern wie schnell und in welcher Region der Welt zuerst."
Zum Start der Fertigung an dem sächsischen Standort kamen auch Kanzlerin Angela Merkel und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (beide CDU). Im kommenden Jahr will VW in Zwickau bereits rund 100.000 Fahrzeuge mit dem Modularen Elektrobaukasten (MEB) bauen, mittelfristig sind bis zu 330.000 Stück jährlich geplant. Vom Sommer 2020 an soll es den ID.3 dann in ganz Europa zu kaufen geben - rund 35.000 Reservierungen internationaler Kunden liegen den Angaben zufolge bereits vor.
Insgesamt soll der E-Baukasten, der mit Hilfe vieler gleicher Teile Kosten spart, bei 33 Modellanläufen verwendet werden. Bis Mitte 2020 stellt VW in Sachsen auch noch den Golf Variant her, danach will der Konzern in Zwickau nur E-Autos bauen. Auch die Werke in Emden und Hannover sollen 2022 mit dem Bau von E-Autos beginnen.
Thomas Ulbrich, VW-Markenvorstand für E-Mobilität, sprach vom Beginn einer neuen Zeitrechnung. "Für das Werk, für Volkswagen, aber auch ein Stück für die deutsche Automobilindustrie."
Das Zwickauer Werk mit rund 8000 Beschäftigten wird bei laufender Produktion zur ersten E-Auto-Fabrik Deutschlands umgebaut. Die Produktion läuft künftig verstärkt automatisiert, rund 1700 Roboter kommen für den Bau der neuen Stromer zum Einsatz. Für die Umrüstung wurden unter anderem Karosseriebau, Lackiererei und Montage umgerüstet, Produktionshallen neu aufgebaut und erweitert, eine neue Eisenbahntrasse eingerichtet.
Betriebsratschef Bernd Osterloh gab sich optimistisch, dass der ID.3 beim Verbraucher ankommt. Damit biete VW ein E-Fahrzeug zum Preis eines Diesel-Golfs. Osterloh mahnte ebenfalls, so rasch wie möglich die Ladeinfrastruktur auszubauen: "Das wird kaufentscheidend sein." Unter den Mitarbeitern herrsche größtenteils Zustimmung für den Wandel zur E-Mobilität. Bis 2029 hat VW den Mitarbeitern eine Beschäftigungssicherung zugesagt, diese gilt auch für das Werk in Zwickau.
Die bisher schleppende Nachfrage nach E-Autos ist auch Thema eines "Autogipfels", zu dem sich am Montagabend im Berliner Kanzleramt Vertreter der Bundesregierung, der deutschen Autoindustrie, des Branchenverbands VDA und der IG Metall sowie mehrere Ministerpräsidenten treffen.
Beraten werden soll dabei vor allem ein konkreter Plan zum schnelleren Ausbau von Ladepunkten. Merkel hatte kürzlich das Ziel der Bundesregierung bekräftigt, bis 2030 eine Million Ladepunkte zu schaffen.