VW wies diese Interpretation zurück. "Die Sicherungsmaßnahmen haben keinen Einfluss auf den erfolgten Verkauf der NHG", erklärte eine Sprecherin. Die strittige Summe beziehe sich auf den Kaufpreis, den Prevent gefordert habe, nicht auf den Gesamtwert des Firmenvermögens.
"Die Werke könnten damit sofort unter neuer Führung produzieren, während Volkswagen und Prevent die Ansprüche gerichtlich klären lassen." Die Rückabwicklung des Verkaufs sei "völlig unverständlich".
Nach Darstellung von Prevent, das von der bosnisch-deutschen Familie Hastor kontrolliert wird, hat der Wolfsburger Autobauer beim Landgericht Braunschweig einen Antrag auf das Pfändungsverfahren gestellt. Das Gericht war am Freitagabend zunächst nicht für eine mögliche Bestätigung zu erreichen.
"Durch diesen Schritt ist eine wesentliche Bedingung für den Verkauf des operativen Geschäfts der Neue Halberg Guss nicht mehr erfüllt", ließ Prevent erklären.
VW hingegen betonte, man habe das Verfahren wegen der viel zu hohen Produktpreise angestrengt, die NHG im Jahresverlauf verlangt hatte. Es handelte sich um das 700- bis 1000-Fache der üblichen Preise. VW habe sich daher entschieden, "berechtigte Forderungen gegen die Prevent-Gruppe wegen Wuchers"geltend zu machen, so eine Sprecherin.
Man habe daher einen sogenannten "Arrest Antrag" gestellt. Dieser verhindere aber nur, dass die Verkaufssumme ins Ausland verschoben werden kann, bis über den Verbleib der Gelder rechtskräftig entschieden ist.
Ein Sprecher der Avir Guss Holding bestätigte der "Saarbrücker Zeitung", er sehe den Verkauf durch den Arrest ebenfalls nicht gefährdet."Die Bedingung war, dass wir den Kaufpreis bezahlen, das haben wir getan. Die zweite Bedingung war, dass eine Auflassungsvormerkung für die Grundstücke im Grundbuch eingetragen wird, auch das haben wir getan. Aus unserer Sicht ist die Transaktion damit abgeschlossen", so der Sprecher gegenüber der Lokalzeitung.
Auch den Vorwurf von NHG, man habe vertrauliche Vertragsdetails an Volkswagen weitergegeben, weist Avir gegenüber dem Blatt zurück: "Wir haben uns natürlich an jegliche Vertraulichkeit gehalten. Jeder anderslautende Vorwurf ist völlig aus der Luft gegriffen. Wir hätten gar kein ökonomisches Interesse daran gehabt, dass Details der Transaktion bekannt werden und damit die Transaktion gefährdet ist", sagt er. Er gehe nun von einer Klärung vor Gericht aus.
Die "Saarbrücker Zeitung" zitiert zudem den lokal ansässigen IG-Metall-Chef Patrick Selzer. Er sehe die neuesten Wendungen als "Spielchen" der NHG-Mutter Prevent. Der Konzern habe bereits mehrfach versucht, den Verkaufsprozess zu behindern, so Selzer zu dem Blatt.