Zum einen muss der VW-Konzern im dritten Quartal die zusätzlichen 2,5 Milliarden Euro Kosten für den Dieselrückruf in den USA schultern. Zum anderen aber sind sich viele Analysten nahezu einig, dass es bei den vielen Marken des Dax-Konzerns im Tagesgeschäft - also ohne Sonderkosten - insgesamt so gut läuft, dass die Ergebnisprognose zu vorsichtig ist. Finanzchef Frank Witter wird den Anlegern am Freitag die Sicht des Managements dazu schildern.
Fakt ist: Bisher gilt die Umsatzrendite von 6 bis 7 Prozent bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) als Richtschnur für Witter. Aber schon nach den Zahlen zum ersten und zweiten Quartal hatten die Finanzanalysten bemängelt, dass die Wolfsburger trotz zuletzt besserer Aussichten beim Umsatz weiter Vorsicht walten lassen wollten. Nach sechs Monaten stand die Rendite nämlich bei 7,7 Prozent. Patrick Hummel von der schweizerischen UBS erwartet mit den Zahlen daher eine Prognoseerhöhung.
Wie der Konzern es nun hält trotz der neuerlichen 2,5-Milliarden-Belastung aus den USA ist fraglich. Vor einem Jahr behalf sich der Konzern damit, die geltende Prognose einfach unter den Vorbehalt "vor Sondereinflüssen" zu stellen. Macht Witter es diesmal genauso, dann ist der Weg für einen erhöhten Ausblick offen. Am Kapitalmarkt rechnen die Investoren ohnehin meist in bereinigten Werten.
Die Experten jedenfalls sehen in dem Schwung beim Absatz, den Volkswagen und viele seiner Töchter von Audi über Skoda bis hin zu den großen und kleinen Nutzfahrzeugen derzeit haben, einen guten Grund für höhere Ziele im Tagesgeschäft. Zudem steigt der Anteil teurer SUVs. Goldman-Sachs-Analyst Stefan Burgstaller rechnet im Gesamtjahr mit einer Umsatzrendite von 7,6 Prozent im Konzern.
Konzernchef Matthias Müller hatte erst vor wenigen Tagen auf einer Veranstaltung in Passau durchblicken lassen, dass er mit einem sehr guten Ergebnis rechnet. Dort sagte er: "VW wird in diesem Jahr das beste Ergebnis seiner Geschichte haben – und nächstes Jahr wird es noch besser." Dabei soll er sich in erster Linie auf die Auslieferungszahlen der zwölf Konzernmarken bezogen haben.