Doch die Zahlen bisher sind ordentlich: fast sieben Prozent Umsatzplus auf 65,2 Milliarden Euro, obwohl weniger Autos ausgeliefert wurden. Grund sind die teureren SUV-Modelle, deren Anteil VW stetig steigert. Der Konzern war spät dran mit den protzigen und beliebten Autos. Jetzt aber verkauften sich etwa T-Roc und T-Cross in Europa sowie der riesige Atlas in den USA prächtig, sagte Vertriebsmanager Jens Effenberger. Das hilft in der Flaute, weil VW genau das Segment stärker anbietet, das noch Käufer findet.
Unter dem Strich stand sogar ein deutliches Gewinnplus von fast einem Viertel auf 4,1 Milliarden Euro. Das aber vor allem, weil im Vorjahr 1,6 Milliarden Euro für den Dieselskandal anfielen.
Die Zwischenbilanz stärkt VW-Konzernchef Diess. Der Manager ist mit der Elektro-Offensive des Autoriesen zum Erfolg verdammt, weil spätestens 2021 Strafen wegen zu hohen CO2-Ausstoßes drohen.
Die neuen E-Modelle kosten viel Geld in der Entwicklung, und niemand weiß, ob die Kunden sie auch in der nötigen Menge kaufen. Auf Drängen der Arbeitnehmer hat der Konzern dennoch beschlossen, in die Batteriezellfertigung in Deutschland einzusteigen. Das ist ein milliardenschweres Unterfangen.
Ein weiteres teures Projekt: Eine Milliarde Euro schießt VW in die Ford-Tochter Argo und legt die eigene Tochter AID im Wert von 1,6 Milliarden noch obendrauf, um Zugriff auf die Argo-Technik fürs autonome Fahren zu bekommen. Ein Bereich, der zunächst kaum Geschäft abwerfen wird, weil die Technik noch Jahre braucht. Diess will mit den Investitionen heute aber die Umsätze von morgen sichern.
Und schließlich gibt es im VW-Reich auch sonst noch genug Probleme. So holt das Diesel-Dilemma die Wolfsburger auch am Donnerstag mal wieder ein. Das Arbeitsgericht Braunschweig gab einer früheren VW-Abteilungsleiterin Recht, die gegen ihre Kündigung geklagt hatte. VW hatte der Frau vorgeworfen, sie habe an der Manipulation von Abgassoftware mitgewirkt. Das Gericht urteilte aber: Den VW entstandenen Schaden durch den Dieselskandal müsse sich das Unternehmen wegen grob fahrlässiger Unkenntnis des damaligen Chefs Martin Winterkorn zu 100 Prozent selber zuschreiben.
Sorge bereitet zudem die Situation bei der Premiumtochter Audi, deren operativer Gewinn auch im zweiten Quartal zurückging. Über die kommenden Jahre will Audi insgesamt 15 Milliarden Euro einsparen. Doch die Werke sind nicht ausgelastet, und das kostet Geld.
Pläne für ein neues Werk in Osteuropa könnten dem Konzernbetriebsrat in diesem Zusammenhang sauer aufstoßen. In der engeren Auswahl sind noch Bulgarien und die Türkei - laut Berichten mit Vorteilen für die Türkei, die sich für einen Produktionsstandort ins Zeug legt und bei den Arbeitskosten noch günstiger ist.
Währenddessen läuft in Deutschland bei der Kernmarke in der Produktion aber auch noch ein Sparprogramm, das VW im Herbst 2016 mit der Arbeitnehmerseite verabredet hatte. Es sieht den weltweiten Abbau von 30.000 Stellen vor, 23.000 davon in Deutschland. (Von Christopher Weckwerth, dpa, und Marco Engemann, dpa-AFX)
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