Der frühere VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch prüft einen Verkauf seiner Anteile an dem Autobauer. Wie die Porsche-Dachgesellschaft PSE als Hauptaktionärin von Volkswagen mitteilte, führen die Familien Porsche und Piëch entsprechende Verhandlungen über eine Übertragung eines "wesentlichen Anteils" der gehaltenen Stammaktien. Zuvor hatte der "Spiegel" über einen möglichen Ausstieg Piëchs bei VW berichtet.
Vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass Piëch seinen letzten Posten im Konzern verlieren könnte. Die Familien Porsche und Piëch hätten sich darauf geeinigt, den 79-Jährigen im Zuge einer Umstrukturierung des Kontrollgremiums der Porsche SE zu entmachten und ihm sein Aufsichtsratsmandat zu entziehen, schrieb die "Bild am Sonntag".
Dem vorausgegangen waren Beschuldigungen, die Ferdinand Piech gegenüber Mitgliedern des VW-Präsidiums vorgebraucht hatt. So hatte er laut Medienberichten bei der Staatsanwaltschaft unter anderem den niedersächsischen Ministerpräsident Stefan Weil und Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh belastet. Er sagte aus, er habe sie auf Probleme in den USA - sprich den sich anbahnenden Dieselskandal - hingewiesen. Das sei schon im März 2015 geschehen sein. Das Präsidium des Aufsichtsrats hätte demnach schon erheblich früher als bisher behauptet über die Manipulationen Bescheid gewusst.
Der Aufsichtsrat der Volkswagen AG hat die von Piëch laut erhobenen Behauptungen als falsch zurückgewiesen. Daraufhin gab es Diskussion innerhalb der Eigentümerfamilie, ob Ferdinand Piëch seinen Aufsichtsratsposten bei der Porsche SE behalten soll.
Ein Sprecher der Porsche SE sagte, der Aufsichtsrat müsse bis Mitte April entscheiden, wer dem Gremium angehören solle. Chefkontrolleur Wolfgang Porsche hatte am Rande des Autosalons in Genf gesagt, es sei noch keine Entscheidung gefallen.
Piëch, der am 17. April 80 Jahre alt wird, ist Miteigentümer von Porsche und damit auch Großaktionär von VW. Er war bis April 2015 langjähriger VW-Aufsichtsratschef und galt als mächtigster Mann bei Volkswagen. Er trat nach einem internen Machtkampf mit dem damaligen Vorstandschef Martin Winterkorn von fast allen Ämtern zurück und blieb am Ende lediglich Aufsichtsrat bei der Porsche SE.
Die Porsche SE ist eine reine Beteiligungsgesellschaft und besitzt rund 52 Prozent der Stimmrechte an VW. Der Kapitalanteil an VW liegt bei knapp 31 Prozent. (dpa/ree)
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Die Eigentümerstruktur von Volkswagen 2016
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