Frankfurt. Sie sitzen an den Schalthebeln der deutschen Wirtschaft, ihre Verantwortung hat stark zugenommen. Doch die Zeiten üppiger Vergütungserhöhungen für Aufsichtsräte sind vorerst vorbei. Im laufenden Jahr müssen sich die Chefaufseher der Großkonzerne einer Berechnung von Towers Watson zufolge mit einem Plus von 2,1 Prozent begnügen. Zum Vergleich: Löhne und Gehälter in Deutschland werden nach einer Prognose der Frankfurter Unternehmensberatung im laufenden Jahr voraussichtlich um 2,9 Prozent zulegen.
Auch zu den Vorjahren müssen sich die Aufsichtsratsvorsitzenden der Dax -Konzerne geradezu in Bescheidenheit üben. Denn im Schnitt der vergangenen neun Jahre kletterten ihre Vergütungen jährlich um acht Prozent, 2014 immerhin noch um vier Prozent. Acht Oberkontrolleure müssen im laufenden Jahr eine Nullrunde hinnehmen, sechs weitere bekommen sogar weniger als 2014.
"Der langsamere Anstieg ist darauf zurückzuführen, dass immer mehr Unternehmen auf eine reine Festvergütung umstellen", erklärt Experte Helmuth L. Uder von Towers Watson. Das ordentliche Plus der Vorjahre wertet er zudem als "Nachholeffekt": "Die Vergütungen sind jetzt auf einem sinnvollen Niveau." Er rechne auch in den kommenden Jahren nur mit Zuwächsen etwa in Höhe der Inflation.