"Derzeit überprüfen wir, ob der im letzten Jahr angekündigte Personalabbau angesichts der veränderten Marktperspektiven ausreichend ist", sagte ein Unternehmenssprecher am Freitag auf Anfrage. Der Essener Konzern hatte 2017 angekündigt, innerhalb von drei Jahren in der Anlagen- und Schifffahrtsparte bis zu 2000 Stellen abzubauen. Insgesamt arbeiten imGeschäftsbereich Industrial Solution mehr als 21 000 Menschen.
Aus dem Geschäftsbereich Industrial Solutions soll zudem der Marinebereich herausgelöst und unmittelbar durch Thyssenkrupp geführt werden, wie Thyssenkrupp am Freitag mitteilte. Industrial Solutions soll sich nun ganz auf die Restrukturierung im Anlagenbau konzentrieren. Der Geschäftsbereich erhält zudem ein neues Management: Der bisher für das operative Geschäft der Sparte zuständige Marcel Fasswald übernimmt zum 1. Oktober die Leitung.
Thyssenkrupp steht unter Druck, bessere Ergebnisse zu liefern. Wegen der anhaltenden Schwäche im Anlagen- und Schiffsbau sowie Problemen bei Großprojekten hatte der Konzern Anfang August seine Prognose senken müssen. Interimschef Guido Kerkhoff kündigte daraufhin einen "tiefgreifenden Umbau" der Sparte an. Die Aufstellung müsse an die veränderten Marktbedingungen angepasst und die Kosten gesenkt werden, erklärte er damals. Vor einigen Tagen hatte Thyssenkrupp einen milliardenschweren Auftrag aus Ungarn an Land gezogen. Für das Öl- und Gasunternehmen MOL soll der Konzern einen Chemiekomplex bauen.
Thyssenkrupp befindet sich selbst gerade in einer Führungskrise. Die Posten von Vorstands- und Aufsichtsratschef sind vakant, nachdem Heinrich Hiesinger und Ulrich Lehner vor einigen Monaten kurz hintereinander das Handtuch geworfen hatten.
Seit rund zwei Monaten läuft die Suche nach neuen Chefs für Aufsichtsrat und Vorstand bei Thyssenkrupp . In Medienberichten wird bereits über reihenweise Absagen spekuliert. Auch nach einer vor wenigen Tagen angesetzten Aufsichtsratssitzung konnte der Öffentlichkeit kein Kandidat präsentiert werden.
Zuvor hatten Vorstandschef Heinrich Hiesinger und Aufsichtsratschef Ulrich Lehner kurz hintereinander ihre Jobs überraschend hingeworfen. Mit dem früheren Telekom-Chef René Obermann hat unterdessen ein weiterer Aufseher das Kontrollgremium verlassen.