Elektroautos fahren günstig? Leider nein, wie Auto Bild berichtet. Um Energie für 100 Kilometer an einer öffentlichen Standard-Ladesäule in der Berliner Innenstadt zu zapfen, muss ein aktueller e-Golf fast vier Stunden für 19,80 Euro am Stecker hängen. Zum Vergleich betankte die Redaktion einen Golf TSI mit Verbrennungsmotor. Das Ergebnis: Bei dem Benziner reichen 9,65 Euro für 100 Kilometer.
"Standard-Zapfanlagen spenden zwar mit elf oder 22 Kilowatt Wechselstrom, aber die meisten e-Autos können wegen ihrer langsamen Wechselstrombuchsen davon nur einen Bruchteil aufnehmen. Der aktuelle e-Golf schafft nur 3,7 Kilowatt pro Stunde. Bei einer Abrechnung nach Ladezeit wird das schnell ein teurer Spaß", so ein Mitarbeiter der Redaktion.
Schneller und etwas günstiger geht es an Hochgeschwindigkeits-Stromspendern, die mit 50 Kilowatt Gleichstrom liefern. Der dafür notwendige Schnelllade-Anschluss am e-Auto gehört allerdings nicht zur Standard-Ausstattung. Der e-Golf war in nur 24 Minuten mit Strom aus dem Turbo-Lader für 100 Kilometer versorgt. Kostenpunkt: 11,55 Euro - und damit immer noch teurer als Benzin.
Die öffentlichen Ladesäulen werden von der Stadt bereitgestellt. Rund 10.000 Euro kostet die Standard-Ausführung, Turbo-Stromspender etwa das dreifache. Obwohl der Bund die Zapfanlagen bis 2020 mit 300 Millionen Euro fördert, muss die Stadt die Milliardeninvestitionen wieder reinholen. Die Lösung: Der Strom wird nach Ladezeit pro Stunde abgerechnet.
Berlins Behörden verteidigen diese Art der Abrechnung. "Die teure Infrastruktur wird andernfalls nicht nur zum Laden, sondern auch zum Gratisparken genutzt", sagt Herrmann Blümel von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Immerhin: In Kürze werde zumindest minutengenau abgerechnet.
An der eigenen Ladebox zahlten E-Autofahrer für eine Reichweite von 100 Kilometern nur 4,35 Euro, so das Blatt. Der Anschaffungspreis für die private Zapfstation geht bei 600 Euro los. Noch billiger fährt nur, wer seinen Strom selbst erzeugt. (dpa/ree)
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