Hannover/Wolfsburg. VW-Aufsichtsrat Stephan Weil hat dem kriselnden Autobauer eine rückständige Kritikkultur vorgeworfen. Es herrsche großer Nachholbedarf bei den Vorstellungen von Führung, Eigenverantwortlichkeit und Teamwork, sagte der niedersächsische Ministerpräsident der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstag). "Was wir bei VW sehr schmerzlich feststellen, ist, dass die Bereitschaft, rechtzeitig auch dann auf Fehlentwicklungen aufmerksam zu machen, wenn man sie nicht persönlich zu verantworten hat, nicht ausreichend entwickelt ist." Der SPD-Politiker forderte: "Man muss von jedem Mitarbeiter erwarten, laut zu sagen: "Ich mache nicht mit bei Gesetzesverstößen. Ich warne laut und deutlich vor Fehlentwicklungen. Ich betrachte mich als mündiges Mitglied dieser Organisation.""
Im VW-Konzern herrschte Insidern zufolge im Management jahrelang ein geradezu militärisches Führungsprinzip. Der "Spiegel" umschrieb das Klima unter dem im Abgas-Skandal inzwischen zurückgetretenen VW-Boss Martin Winterkorn einmal als "Nordkorea minus Arbeitslager".