Wolfsburg. Bei Volkswagen rumort es zur Jahresmitte kräftig. Vorstandschef Martin Winterkorn sieht die Renditeziele des Unternehmens in Gefahr und schlägt Alarm. Vor allem die Kernmarke VW Pkw soll als Rückgrat des Konzerns den Gürtel enger schnallen. Fünf Milliarden Euro stehen als Sparziel bis 2017 im Raum - vergangenes Jahr verdiente sie vor Zinsen und Steuern nicht einmal mehr drei Milliarden.
Und Besserung ist vorerst kaum in Sicht: Zum Halbjahr dürfte die Rendite rund um Golf, Passat und Co. nicht weit über die 1,8 Prozent der ersten drei Monate hinausgekommen sein. Erklärtes Ziel für 2018 sind mindestens sechs Prozent. Am Donnerstag (31. Juli) legt Volkswagen seine Zahlen vor. Dann hoffen Experten auch auf Details zum Sparprogramm.
Konzernweit rechnen die von der Nachrichtenagentur Bloomberg bis Dienstag befragten Analysten mit 51,8 Milliarden Euro Umsatz im zweiten Quartal. Dass diese Zahl trotz eines Anstiegs der Auslieferungen leicht unter dem Vorjahreswert liegt, dürfte erneut den ungünstigen Wechselkursen geschuldet sein.
Währungseffekte dürften zusätzlich das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) belastet haben. Die Experten rechnen mit einem Rückgang von vier Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Unter dem Strich dürfte mit 2,8 Milliarden Euro etwa der Vorjahreswert stehen. Neben dem lukrativen China-Geschäft bleiben die Premium-Töchter Audi und Porsche die Wolfsburger Erfolgsgaranten.
Sie profitieren auch von den Synergieeffekten des hinter Toyota zweitgrößten Autobauers der Welt. Den Großteil dafür muss die Kernmarke Volkswagen Pkw schultern. Sie ist bei der Erschließung vieler neuer Märkte die Speerspitze des Konzerns und trägt bei der Umsetzung des Baukastensystems (MQB) die Hauptlast.
Aber gerade dort hakt es offenbar: "Die durchgängige Umsetzung dieses großen Projekts in Entwicklung, Beschaffung, Werken und allen anderen Bereichen ist ein echter Kraftakt", wird Winterkorn in einem internen VW-Rundschreiben zitiert. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" sieht Produktionsvorstand Michael Macht und Vertriebschef Christian Klingler wegen Problemen in Wolfsburg und den USA sogar schon in der Schusslinie. Volkswagen kommentiert die Spekulationen nicht.
Gleichzeitig kämpft die Marke, die wie der Konzern unter Winterkorns Kommando steht, mit einbrechenden Verkaufszahlen in Nord- und Südamerika. Gerade in den USA ist die Situation bedenklich, weil die versammelte Konkurrenz dort kräftig zulegt. Volkswagens US-Chef Jonathan Browning ist inzwischen nicht mehr im Amt, auch der globale Marketingchef Simon Thomas wird ersetzt. In Europa sprechen die Verkaufszahlen zwar für eine leichte Erholung nach langer Nachfrage-Flaute - Branchenexperten sehen aber nach wie vor hohe Rabatte der Hersteller im Markt.
Am Ausblick für 2014 dürfte Volkswagen laut Analysten trotz der Schwierigkeiten festhalten. Ohnehin haben die Wolfsburger schon einen recht breiten Zielkorridor gelegt. Sie sehen den Umsatz um bis zu drei Prozent höher oder niedriger als 2013 und eine Ebit-Marge von 5,5 bis 5,6 Prozent. Das entspricht einer Umsatzspanne von 191 bis 203 Milliarden Euro und 10,5 bis 13,2 Milliarden Gewinn vor Zinsen und Steuern. (dpa-AFX/gem)