Im Winter droht eine Gaskrise, auch beim Strom bestehen Risiken. Politiker und Experten rufen zum sparsamen Umgang mit Energie auf, damit die Speicher und Kraftwerkskapazitäten für den Fall weiterer russischer Lieferkürzungen ausreichen. Neben Privathaushalten und öffentlichen Einrichtungen kommt dabei großen Unternehmen eine Schlüsselrolle zu. Eine Auswahl aktueller Planungen:
Automobilbau: Die deutsche Vorzeigeindustrie braucht bisher große Mengen an Gas für viele Verfahren und die Energieversorgung ihrer Fabriken, zusätzlich wird Strom teilweise in eigenen Anlagen erzeugt. Der Volkswagen-Konzern etwa rüstete gerade das Kraftwerk am Stammsitz Wolfsburg von Kohle auf Gas um. "Wir sind in der Situation, dass wir beide Energieträger nutzen können", sagte Finanzvorstand Arno Antlitz im Frühjahr kurz nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs. Zu den Folgen kompletter Liefer- oder Importstopps hält man sich bei VW bedeckt.
Der Konkurrent Mercedes-Benz betonte jüngst, ein drohender Gasmangel bereite ihm erhebliche Sorgen. Die Stuttgarter richten sich darauf ein, den Verbrauch an den deutschen Standorten falls nötig um bis zu die Hälfte zu drosseln. Laut Vorstandschef Ola Källenius gibt es einen Notplan: "Wir wären in der Lage, diese Maßnahmen dieses Jahr umzusetzen." Strom aus Gasverbrennung soll möglichst häufig durch Elektrizität aus erneuerbaren Quellen abgelöst werden. Zudem sind generelle Energieeinsparungen geplant, auch könnte bei Bedarf Öl zum Einsatz kommen. Källenius gibt sich vorsichtig: "Wir wissen nicht, was passieren wird." Gespräche mit der Bundesnetzagentur liefen.
Als Autozulieferer ist Continental desgleichen von der Energiekrise betroffen. Der Gasanteil im Energiemix sei bedeutend, heißt es bei den Hannoveranern. Einzelne Standorte seien unterschiedlich stark verwundbar - "von gar keiner Betroffenheit über die Nutzung von Erdgas rein zu Heizzwecken, zur Erzeugung von Prozesswärme bis zur Verwendung von Gas direkt im Produktionsprozess". Details wollte Conti nicht nennen. "Die aktuelle Lage beobachten wir genau."