Innerhalb von zwei Stunden geht Florian Wagner in einen Hinterhof, klappt mehrere Mülltonnen auf, sucht Wiesen und das Spreeufer ab und fährt unermüdlich mit einem Transporter umher. Die Bilanz: Einen Elektro-Tretroller hievt er auf die Ladefläche. Die Ausbeute ist dieses Mal klein.
Wagner kümmert sich um schwierige Fälle auf Berlins Straßen. Wenn Verleih-E-Scooter kein Signal mehr von sich geben oder länger nicht mehr genutzt wurden. Die Logistik und die Reparatur hinter dem Elektro-Tretrollergeschäft sind für die Verleiher ein erheblicher Posten. Anbieter versuchen, ihre Konzepte zu optimieren.
Wagner ist Betriebsleiter des Berliner Start-ups Tier. Er steht jetzt mitten in Berlin an der Leipziger Straße in einem Café, doch der Kellner winkt ab: Von einem Elektro-Tretroller wisse er nichts. Wagner blickt auf sein Handy. Seine Firmen-App zeigt an, dass in der Umgebung einer der Roller stehen müsste, die schon länger vermisst werden.
Draußen sieht er hinter Büschen nach, läuft Hauswände entlang und rüttelt an einer Kellertür. Fehlanzeige. "Wir versuchen es morgen noch einmal", sagt er. Und steuert den nächsten Punkt auf seiner App an.
Ein Roller müsste ganz in der Nähe des Kanzleramtes sein. Doch auch dort ist außer Touristen, Bauarbeiten, Bauzäunen und einer hochgewachsenen Wiese nichts zu sehen. Das Ganze hat etwas von einer Schnitzeljagd. Wieder kein Treffer.
"Komisch, er reagiert noch", sagt Wagner über den Roller. Sie können auf Knopfdruck blinken und klingeln. Das soll beim Auffinden helfen. An guten Tagen findet Wagner fünf bis sechs Tretroller, die zu den schwierigen Fällen zählen. Auf einer ganz normalen Tour, bei der die Roller an den Straßen stehen, kommen schon mal 20 zusammen.
Gefunden hat er Tretroller schon an den merkwürdigsten Orten. "Auf einem Garagendach und in einem Baum hing auch mal ein E-Scooter", sagt Wagner. Der Konkurrenz-Verleiher Lime berichtet, dass auch schon einmal ein Roller in der Spree landete. Die Polizei sei zudem gerufen worden, wenn der Zugang zu Hinterhöfen, in denen Roller vermutet wurden, versperrt blieb, berichtet Betriebsleiter Peter-Paul Brenninkmeijer.