"So ein Theater hatten wir schon einmal"

Die Opel-Arbeiter im Stammwerk Rüsselsheim werden von den Übernahmegerüchten um ihren Arbeitgeber überrascht. Seine Kollegen und er hätten gegen 12.00 Uhr, kurz vor der Mittagspause, im Radio davon gehört, sagt ein Opel-Mitarbeiter vor dem Werkstor. Sie seien - wie die meisten anderen - überrascht gewesen. Meist gebe es schon Tage vorher Gerüchte, diesmal nicht.

Der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, arbeitet seit 40 Jahren bei Opel, wie er erzählt. "Abwarten, was passiert", sagt er. Er glaube nicht an einen vollständigen Verkauf von Opel an den französischen Autobauer PSA Peugeot-Citroën. Allenfalls die Produktion werde man verkaufen, schätzt er.

Allein in Rüsselsheim arbeiten rund 15.000 Menschen für Opel, etwa die Hälfte davon im Entwicklungszentrum. Ob und welche Konsequenzen ein solcher Verkauf für Opel und seine Beschäftigten hätte, ist noch völlig unklar. Ein Azubi auf dem Werk-Parkplatz sagt: "Ich glaube nicht, dass sie das Werk deswegen dicht machen." Bei ihm sei das Thema in der Belegschaft angesprochen worden - mehr sagt er nicht.

Gelassen bleibt auch ein anderer Opel-Mitarbeiter. "Das lässt mich kalt", sagt der Mann, der nach eigenen Angaben seit 30 Jahren im Unternehmen arbeitet, zu den möglichen Verkaufsplänen: "So ein Theater hatten wir schon einmal."

Das "Theater" soll denPoker um Opel im Jahr 2009beschreiben. Damals sollte das Unternehmen an den Automobil-Zulieferer Magna verkauft werden - am Ende eines monatelangen Pokers entschied sich die Konzernmutter General Motors dann doch dafür, Opel zu behalten. 2009 glaubte der Mitarbeiter nicht an einem Verkauf - diesmal auch nicht.

Kritisch sieht er die Entwicklung dennoch: Die Überlegungen zur Übernahme würden in den kommenden Tagen in der Belegschaft diskutiert, "das bringt Unruhe." Er halte den Zeitpunkt für ungünstig, schließlich starte nun die Produktion des neuenInsignia-Modells. Wie solle man ein neues Produkt bewerben, wenn nicht klar ist, wie es mit der Firma weitergehe?

Längst nicht alle wollen reden vor dem Haupteingang zum Opel-Werk am Tor 60. Sie winken ab oder ignorieren die Fragen einfach. Einer, der gerade zur Arbeit geht, sagt zu den Neuigkeiten: "Das ist doch nur ein Gerücht, kann ich mir nicht vorstellen." Es sind vor allem Opel-Mitarbeiter im mittleren Alter, die nichts sagen wollen. Die Älteren reden dagegen eher. Einer mit schlohweißen Haaren sagt: "Wir haben schon so viel mitgemacht, die letzten Jahre. Erstmal abwarten." (dpa-AFX/gem)

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