"Eine Prognose für 2020 ist vor dem Hintergrund der schwierigen Rahmenbedingungen mit einer Vielzahl von Unsicherheiten belastet," sagte Konzernchef Christoph von Plotho am Montag bei der Vorlage der endgültigen Geschäftszahlen für 2019 in München. Die Auswirkungen des neuartigen Coronavirus auf die gesamte Wertschöpfungskette seien aktuell "nicht konkret vorhersehbar". Neben der Virusausbreitung litt die Halbleiterbranche zuletzt auch unter dem Handelsstreit zwischen den USA und China sowie der Schwäche der Autobranche.
So hatte von Plotho bereits bei der Vorlage von Eckdaten für 2019 Ende Januar darauf hingewiesen, dass es zwar Signale einer höheren Nachfrage nach Logikchips gebe, doch eine Nachfrageerholung seitens der Speicherchip-Hersteller aufgrund erhöhter Lagerbestände an Rohwafern noch länger auf sich warten lassen könnte. Auf die hohen Lagerbestände im Speicherbereich verwies er nun erneut.
Sollten sich keine größeren Auswirkungen aufgrund von Corona ergeben, rechnet das Unternehmen für 2020 mit einem leichten Absatzwachstum, allerdings bei rückläufigen Durchschnittserlösen. Die Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) würde dann leicht unter dem Vorjahr liegen. Der auch für die Dividende wichtige Netto-Mittelzufluss soll sich in diesem Szenario auf dem Niveau von 2019 bewegen.
Sollte sich das Coronavirus weiter ausbreiten, könnte das Absatzvolumen unter dem Vorjahr liegen, hieß es weiter. Voraussichtlich würden dann auch die Ebitda-Marge und der Netto-Mittelzufluss deutlich unter dem Vorjahr liegen, als eine Marge von 32,2 Prozent sowie ein Netto-Cashflow von rund 81 Millionen Euro erzielt worden waren. Wie bereits bekannt, war der Umsatz 2019 um fast 13 Prozent auf 1,27 Milliarden Euro gesunken und das Ebitda um etwas mehr als 30 Prozent auf 409 Millionen Euro abgesackt.
So hatten der Handelsstreit zwischen den USA und China, die Probleme der Autobranche, aber auch eine Abkühlung der Investitionen in die Cloud-Infrastruktur sowie schlechtere Smartphone-Verkäufe großen Chipkonzernen 2019 zu schaffen gemacht. Das schlug auch auf Siltronic durch, das runde Scheiben aus Silizium (Wafer) herstellt, die die Chipproduzenten weiterverarbeiten. Der Überschuss der Wacker-Chemie-Beteiligung ist 2019 um knapp 35 Prozent auf 261 Millionen Euro gesunken.
Wie von Analysten erwartet soll die Dividende daher sinken. Anleger sollen für 2019 eine Ausschüttung von 3 Euro je Anteilsschein und damit 2 Euro weniger als für das besonders starke Jahr 2018 erhalten.
Die Aktien von Siltronic brachen zum Wochenstart kurz nach Handelsbeginn um 11,84 Prozent auf 66,56 Euro ein, was allerdings auch am Kursrutsch des Gesamtmarktes litt. Der deutsche Leitindex Dax sackte am Morgen angesichts der weiter um sich greifenden Angst vor den Folgen der Coronavirus-Ausbreitung und eines Ölpreiseinbruchs um 7 Prozent ein. Die Virussorgen machen dem Aktienmarkt schon seit Mitte Februar zu schaffen. Für die Siltronic-Aktien ging es in diesem Zusammenhang bis inklusive Montagmorgen um fast 40 Prozent nach unten. (dpa-AFX/os)
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