Am dritten Tag des Münchner Audi-Prozesses hat der Motorenentwickler Giovanni P. die Abgas-Tricksereien mit dem immensen Druck des Konzerns erklärt, 2009 in den USA neue Dieselautos auf den Markt zu bringen. Die Entwicklungszeit sei viel zu kurz gewesen, Kompromisse seien abgelehnt, seine Abteilung mit Vorwürfen bombardiert worden. Dem Vertrieb sei der Platz für ein Sound-System im Auto wichtiger gewesen als ein ausreichend großer Tank für die Abgasreinigung. "Diese Leute haben uns betrogen. Sie haben uns nicht genug Zeit gegeben", sagte der Angeklagte am Mittwoch.
Ausweichend antwortete er auf die Frage des Vorsitzenden Richters Stefan Weickert, ob er selbst gewusst oder geahnt habe, dass die Deckelung der Abgasreinigung illegal gewesen sei. "Ich war nicht zufrieden", sagte P. Zweifel an der Legalität habe er nicht gehabt - aber als Techniker habe er das auch nur aus technischer Sicht betrachten müssen.
Im ersten deutschen Strafprozess um den Dieselskandal stehen seit einer Woche der ehemalige Audi-Chef Rupert Stadler, der frühere Porsche-Technikvorstand Wolfgang Hatz und die Motorenentwickler Giovanni P. und Henning L. vor Gericht. Die Anklage wirft ihnen Betrug vor.Über einen Antrag von Stadlers Verteidigern, den Prozess gegen ihren Mandanten abzutrennen, will das Gericht erst nächsten Dienstag entscheiden. Die Staatsanwaltschaft forderte, den Antrag abzuweisen.