Schuss vor den Bug für den Gewerkschafts-Kapitän: Jörg Hofmann, seit 2015 Vorsitzender der IG Metall, ist mit dem zweitschlechtesten Ergebnis in der Geschichte seiner Organisation für weitere vier Jahre wiedergewählt worden. Bei 71 Prozent Ja-Stimmen votierten beim Gewerkschaftstag in Nürnberg mehr als 130 der 478 wählenden Delegierten gegen ihn. Nur Jürgen Peters, dessen Wahl 2003 ein interner Machtkampf mit seinem Widersacher Berthold Huber vorausgegangen war, hatte mit 66,1 Prozent der Delegiertenstimmen ein noch schlechteres Ergebnis eingefahren.
Hofmann brauchte mehr als drei Stunden nach der Verkündung seines Ergebnisses, um schmallippig zuzugeben: "Es ist sicherlich eine Enttäuschung, das Ergebnis, andererseits ist es ein ehrliches Ergebnis." Es spiegle die Umbruchsituation, in der sich etliche Branchen der IG Metall befänden. Er zeigte sich jedoch auch kämpferisch und kündigte an, trotz seines vergleichsweise hohen Alters von 63 Jahren die volle Amtszeit von vier Jahren durchzuhalten. Erfahrung sei in schwierigen Zeiten nicht unbedeutend.
Und die Zeiten sind schwierig: Die IG Metall muss als Riesenorganisation mit 2,3 Millionen Mitgliedern klare Kante zeigen: Die als Vizechefin wiedergewählte und damit zur Kronprinzessin erhobene Christiane Benner hatte bereits zum Auftakt des Gewerkschaftstages rechtsgerichteten Strömungen eine klare Absage erteilt - wohlwissend, dass auch Metall-Arbeitnehmer nicht vor der Verlockung gefeit sind, ihr Kreuz bei Parteien wie der AfD zu machen.