Seit Mitternacht streikt die Metall- und Elektroindustrie

Saarlouis/Berlin. Weil die bisherigen Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie ohne Ergebnis blieben, hat die IG Metall in der Nacht zum Freitag bundesweit mit Warnstreiks begonnen. Die Friedenspflicht, während der Streiks nicht gestattet sind, endete um Mitternacht. Vor zahlreichen Werkstoren forderten sodann viele Streikende eine Anhebung der Entgelte um fünf Prozent.

Im Rahmen einer Kundgebung mit rund 3000 Menschen bei den Ford-Werken in Saarlouis bezeichnete IG-Metall-Chef Jörg Hofmann das Tarifangebot der Arbeitgeber als "Magerkost". Profite seien den Bossen offenbar wichtiger.

Weiter sagte Hofmann: "Solange die Arbeitgeber meinen, die Leistung und das Engagement der Beschäftigten mit diesem provokanten Angebot abspeisen zu können, werden wir mit Warnstreiks antworten." Auf diesem Weg will die Gewerkschaft Bewegung am Verhandlungstisch erzeugen. Die dritte Verhandlungsrunde war am Donnerstag ergebnislos beendet worden.

Die IG Metall rief in der Folge bundesweit Beschäftigte in Hunderten Betrieben dazu auf, ihre Arbeit am Freitag vorübergehend niederzulegen. Die wohl größte Streikaktion gab es in Ingolstadt bei der Volkswagen-Tochter Audi; hier legten rund 5000 Mitarbeiter für zwei Stunden die Arbeit nieder und versammelten sich zu einer Kundgebung auf dem Werksgelände.

Mit Trillerpfeifen und roten Papphänden verlangten sie in Anlehnung an die Entgeltforderung "Give me five!" Wegen des Streiks konnten am Freitagmorgen nach Gewerkschaftsangaben rund 250 Autos nicht vom Band rollen.

Um Mitternacht sprach der NRW-Bezirksleiter der IG Metall, Knut Giesler, vor rund 2100 Beschäftigten der Ford-Werke und umliegender Betriebe in Köln. Er sagte: "Das Angebot ist weiterhin eine Provokation." Die Zeit für die Arbeitgeber laufe ab. "Wer eine Lösung vor Pfingsten möchte, muss sich bewegen", sagte Giesler.

Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger hatte hingegen betont, das Angebot sei vorgelegt worden, "um endlich über die Strukturen einer möglichen Lösung ins Gespräch zu kommen". Mit einer längeren Laufzeit des Tarifabschlusses wolle man den Unternehmen zu mehr Planungssicherheit verhelfen.

Vorgeschlagen haben die Arbeitgeber rückwirkend ab April Einkommensverbesserungen in zwei Stufen, die sich bei einer Laufzeit von 24 Monaten auf insgesamt 2,1 Prozent summieren. Hinzu kommt eine Einmalzahlung von 0,3 Prozent über zwölf Monate. Damit gingen sie nur unwesentlich über ihr erstes Angebot hinaus. Südwest-Landesbezirksleiter Roman Zitzelsberger kommentierte: "Zu wenig bleibt zu wenig und wird auch nicht mehr, wenn man es neu verpackt."

IG-Metall-Chef Hofmann kündigte an, dass es neue Verhandlungstermine in den verschiedenen Tarifbezirken voraussichtlich ab dem 10. oder 11. Mai geben werde. Im Südwesten werden die Verhandlungen laut Zitzelsberger wohl am 11. Mai fortgesetzt. Zeit, in der die Gewerkschaft den Druck auf die Arbeitgeber weiter erhöhen kann. Dabei könnte es auch zum Einsatz von Tagesstreiks kommen, die im neuen Konzept der IG Metall möglich sind und keine Urabstimmung vorsehen.

Südwestmetall-Chef Wolf übte daran auch mit Blick auf die Arbeitsniederlegungen im öffentlichen Dienst Kritik: "Das Land versinkt in Streiks." Das schade dem Image Deutschlands als Industriestandort, auch in der internationalen Wahrnehmung. (dpa/mer)