Offiziell war Barbara Hendricks bei VW-Konzernchef Matthias Müller in Wolfsburg, um sich über die Elektromobilität und andere Zukunftsthemen zu informieren. Aber wegen der Vorwürfe zu illegalen Absprachen der deutschen Autobauer hatte der Besuch eine besondere Brisanz - keine Woche, bevor in Berlin Vertreter aus Branche und Politik zu einem Diesel-Krisengipfel zusammenkommen.
Hendricks nutzte das Treffen für eine ungewöhnlich deutliche Abrechnung mit der Branche - und mit der Politik: "Es ist wohl so, dass der Staat es in der Vergangenheit zu häufig an Distanz zur Automobilindustrie hat mangeln lassen." Die Unternehmen hätten sich deswegen "zu sicher" gefühlt. Die SPD-Politikerin sprach von Missständen im Management, von verlorenem Vertrauen, von Verbrauchertäuschung und von Enttäuschung der Regierung.
Neben ihr stand Müller das erste Mal vor Kameras, seit die neuen Vorwürfe auf dem Tisch liegen. Er spricht keine drei Minuten, nennt den Diesel-Gipfel in der kommenden Woche eine "gute Sache", die "keine Inszenierung, kein Wahlkampfthema" werden, sondern die Debatte um den Verbrennungsmotor "versachlichen" solle. "Der Volkswagen -Konzern jedenfalls wird anbieten, vier Millionen Fahrzeuge nachzurüsten und damit die Emissionen deutlich zu reduzieren."
Fragen beantwortete Müller nicht. Kurz darauf wird klar, dass er in diese vier Millionen die 2,5 Millionen Wagen reinrechnet, deren Abgasreinigung ohnehin schon nachgebessert wird.