Scharfe Kritik von verschiedenen Seiten gab es an Forderungen der Autoindustrie nach einer Kaufprämie für Neuwagen. Falls die Auto-Prämie komme, sei sie "ein Paradebeispiel dafür, wie sich eine Lobby in Deutschland durchsetzt", sagte der Chef der Mittelstands- und Wirtschaftsunion von CDU und CSU, Carsten Linnemann, der "Welt". Auch Brinkhaus wandte sich dagegen - der Druck von Unternehmen, Gewerkschaften und Ministerpräsidenten sei aber sehr groß, sagte er. Greenpeace-Verkehrsexperte Tobias Austrup sprach von einer wirtschaftlich unsinnigen und ökologisch schädlichen Prämie.
In dem internen Papier des Finanzministeriums sind Kaufprämien nicht aufgeführt. Diese werden neben den Herstellern auch von den Ländern Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg gefordert, in denen die Hersteller BMW, VW und Daimler ihren Sitz haben. Sie wollen eine Prämie auch für moderne Benziner und Dieselautos.
SPD-Chef Norbert Walter-Borjans sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: "Wenn wir mit staatlichem Geld helfen, sollen die Impulse nicht nur dazu dienen, den Konsum anzukurbeln, sondern auch den sozial-ökologischen Wandel unterstützen. Traditionelle Verbrennungsmotoren sollen daher nicht mit Steuergeld gefördert werden." Er warb erneut für die SPD-Forderung nach einem Kinderbonus, den die Union skeptisch sieht.
Unterstützung kam dagegen vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). "Ein Bonus für Familien ist aus konjunkturellen Gründen gut: Er hilft, Kaufkraft und Nachfrage zu stabilisieren", sagte der Vorsitzende Reiner Hoffmann der "Rheinischen Post". "Allerdings sollte es den Bonus nur sozial gestaffelt geben: für kleine und mittlere Einkommen, aber nicht für reiche Familien."
Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, sieht den Konsum als "Schlüssel" für die Wiederbelebung der Wirtschaft. "Es ist eine meiner Sorgen, dass in dem geplanten Konjunkturpaket der Regierung zu sehr die Unternehmen im Vordergrund stehen und nicht genug die Konsumentinnen und Konsumenten, die Beschäftigten", sagte er der "Passauer Neuen Presse". Es ist ein Irrglaube, anzunehmen, die Krise sei jetzt vorüber und die Leute warteten nur darauf, das in den letzten Wochen gesparte Geld auszugeben." (dpa/os)
Lesen Sie auch:
Corona-Krise: Vorschlag für Konjunkturprogramm enthält keine Abwrackprämie
Klartext: Tote Hose im Autohaus
Diskussion um Kaufprämie: Autogipfel im Kanzleramt kurz nach Pfingsten fällt aus
"Sorry, aber das war's": Der Streit um Kaufprämien für Autos verschärft sich
Aus dem Datencenter:
Pkw-Neuzulassungen in Deutschland bis April 2020