Schon das erste Quartal war schwierig. Die unter dem Corona-Eindruck ohnehin schon vorsichtig gewählte Prognose musste BMW noch einmal kappen. Zwar sahen die Zahlen im direkten Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum noch okay aus - das lag aber an einer 1,4 Milliarden Euro schweren Rückstellung für eine mögliche Kartellstrafe im Vorjahr.
Genau wie Daimler und VW kündigte auch BMW unter dem Eindruck der Krise einen Verlust für die Monate April bis Juni an. Die Marke BMW verkaufte im zweiten Quartal mit 430.397 Autos 23 Prozent weniger, inklusive der Kleinwagenmarke Mini stand ein Minus von einem Viertel zu Buche. In China allein, dem wichtigsten Einzelmarkt, hat BMW dagegen 17 Prozent mehr Autos verkauft als vor einem Jahr.
Konzernchef Oliver Zipse und Finanzchef Nicolas Peter wollen in diesem Jahr nun kräftig sparen, auch weil sich schon das erste Quartal tief in die finanziellen Reserven fraß. Im Autogeschäft verbrannte BMW in den ersten drei Jahresmonaten 2,2 Milliarden Euro. Ob sich das im zweiten Quartal schon gebessert hat, wird spannend. Rivale Daimler hatte überraschen einen Mittelzufluss vorweisen können.
Bei BMW sollen die Investitionen von 5,7 Milliarden Euro letztes Jahr auf unter 4 Milliarden Euro fallen, einige Projekte sollten geprüft und verschoben werden. Es dürfte zudem zu einem bedeutenden Stellenabbau kommen.
Interessant wird sein, wie Zipse die Erholungschancen auf den europäischen und amerikanischen Märkten einschätzt. China kann mit einer weitgehenden Normalisierung schon wieder Wachstum vor allem bei Premiummarken vorweisen. Doch das Beispiel China dürfte wohl nur bedingt als Blaupause für den Rest der Welt gelten, hatte Zipse im Mai zu rosige Hoffnungen zu dämpfen versucht.
Mit dem ersten vollelektrischen SUV iX3 präsentierten die Bayern vor kurzem, was sie mittelfristig wieder aus dem Sumpf ziehen soll. Sind die entsprechenden Konkurrenten von Audi (e-Tron) und Mercedes (EQC) bereits etwas länger am Markt, will BMW nun angreifen. Derzeit sorgt die ausgeweitete Förderung von Elektro- und Plug-in-Hybrid-Autos für einen Nachfrageboom nach elektrifizierten Antrieben. Problem: Der iX3 wird in China hergestellt und dürfte voraussichtlich erst Anfang kommenden Jahres hierzulande die ersten Kunden erreichen.