Der französische Autohersteller Renault hat seinen Generaldirektor Thierry Bolloré gefeuert.
Interims-Nachfolgerin sei die bisherige Finanzchefin des Herstellers, Clotilde Delbos, teilte Renault am Freitag in Boulogne-Billancourt nach einer Verwaltungsratssitzung mit. Präsident des Konzerns bleibt demnach Jean-Dominique Senard.
Der 56 Jahre alte Bolloré führte bei Renault das operative Geschäft. Der Topmanager war schon unter dem damaligen Konzernchef Carlos Ghosn die Nummer zwei bei dem Hersteller gewesen. Ghosn war im Januar zurückgetreten.
"Es gibt Augenblicke, in denen es nützlich ist für ein Unternehmen, frischen Wind zu bekommen", sagte Senard bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. Es gehe vor allem darum, das Bündnis mit den japanischen Herstellern Nissan und Mitsubishi zu beleben, das von Ghosn geschaffen und mit harter Hand geführt worden war.
In der Übergangsphase wolle man einen neuen Generaldirektor suchen, teilte Renault mit. Übergangschefin Delbos amtierte seit 2016 als Finanzchefin.
Bolloré hatte zuvor in einem Interview gesagt, er habe aus der Presse erfahren, dass Senard seinen Rückzug wünsche. Es handle sich um einen "beunruhigenden Putsch", sagte der französischen Wirtschaftszeitung "Les Echos".
Nach der Verhaftung Ghosns in Japan vor knapp einem Jahr war das von ihm geschaffene und kontrollierte französisch-japanische Auto-Bündnis zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi in eine schwere Krise geraten. Ghosn war ein Verstoß gegen Börsenauflagen in Japan vorgeworfen worden. Der schillernde Topmanager hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Die Turbulenzen hatten auch Renault erheblich erschüttert.
Der französische Staat hatte sich demonstrativ hinter Senard gestellt. Es werde ihm vertraut, die richtigen Entscheidungen zur Führung des Konzerns zu treffen, sagte unlängst Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire. Der Staat hat bei Renault eine wichtige Rolle, da er 15 Prozent der Anteile hält.
Bolloré hatte in dem Interview, das vor seiner Entlassung erschienen war, außerdem gesagt, dass zwischen ihn und Senard eigentlich kein Blatt Papier passen würde. Er sei zudem immer loyal gewesen. "Die Brutalität und die völlig unerwartete Natur des Geschehens sind erschütternd." Das Management von Renault habe bewiesen, dass der Konzern einen heftigen Sturm überstehen könne. Er sehe im operativen Bereich auch keine Fehler.
Senard hat bei Renault eine starke Stellung und genießt als früherer Chef des Reifenherstellers Michelin in der französischen Wirtschaftswelt ein erhebliches Ansehen. Er war in der Krise bei Renault zur Hilfe gerufen worden, um das Unternehmen nach dem Rückzug von Ghosn zu führen. Renault hat im ersten Halbjahr auch wegen der Schwierigkeiten seines japanischen Partners Nissan einen herben Gewinneinbruch erlitten.
Vier Monate nach der geplatzten Fusion mit dem italienisch-amerikanischen Autobauer Fiat Chryler (FCA) sagte Senard nun: "Das Thema ist nicht auf dem Tisch, das möchte ich in aller Klarheit sagen." In Medien war immer wieder darüber spekuliert worden, dass Gespräche wieder aufgenommen werden könnten. Im Juni hatte FCA sein Angebot zurückgezogen, mit Renault zu fusionieren und damit zum drittgrößten Autohersteller der Welt aufzusteigen. (dpa/mer)
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