Las Vegas. Die Autobauer haben der Elektronik-Branche die Show bei der diesjährigen Technik-Messe CES in Las Vegas gestohlen. Vor allem die deutschen Hersteller Audi und Daimler demonstrierten, dass sie schon jetzt die Technologie beherrschen, um selbstfahrende Autos zu bauen. Es ist der Punkt, ab dem klar ist: Roboterautos werden auf die Straßen kommen. Und die Dimension der damit verbundenen Auswirkungen auf die Gesellschaft überwiegt alle möglichen neuen Gadgets oder etwa technische Neuerungen für bessere TV-Bilder.
"Die Autoindustrie hat hier ihr Selbstbewusstsein wiedergefunden", sagt der Autoexperte des IT-Marktforschers Gartner, Thilo Koslowski. In den vergangenen Jahren habe man den Eindruck gehabt, dass die Auto-Hersteller bei selbstfahrenden Fahrzeugen und Vernetzung den Technologiefirmen hinterherhinken. "jetzt ist die Autoindustrie ganz dicht dran." Außerdem hätten beide Seiten jetzt eine klarere Vorstellung über die Rollenverteilung beim selbstfahrenden Auto.
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"Wir erleben hier eine Renaissance des Automobils", glaubt der Gartner-Analyst. "Das Auto wird nicht mehr nur ein Fortbewegungsmittel, sondern ein digitaler Lebensraum sein." Denn es werde verschiedene Möglichkeiten geben, die neugewonnene Zeit im Auto anders zu nutzen - etwa zur Unterhaltung oder auch für Büroarbeit.
Die Boston Consulting Group rechnen damit, dass Fahrzeuge, die in einzelnen Situation wie etwa auf Autobahnen oder im Stau automatisiert Fahren, zum Jahr 2017 in größeren Mengen auf die Straße kommen. In zehn Jahren rechnen die Experten mit einem 42 Milliarden Dollar großen Markt für die Technologie.
Zudem zeigte sich bei den erwarteten Top-Themen der Messe wie der Vernetzung aller Alltagsgegenstände in einem smarten Zuhause sowie dem Boom direkt am Körper getragener winziger «Wearables»-Computer, dass diese Märkte noch in der Phase wilder Experimente stecken. In Las Vegas wurden zwar noch mehr vernetzte Geräte als vor einem Jahr gezeigt. Aber die meisten funktionieren nach wie vor nur in der abgeschotteten Datenwelt eines einzelnen Anbieters, die breite Vernetzung über Plattformen etwa von Apple und Google kommt nur Schritt um Schritt voran.