Neben den Herstellern haben inzwischen auch die politisch Verantwortlichen einen Gang hochgeschaltet. "Die trotz hoher Wachstumsraten enttäuschenden Zulassungszahlen haben offenbar zu einem Umdenken geführt", sagt Kuhnert. Erst im September hatte die Nationale Plattform Elektromobilität bekanntgegeben, dass das Ziel von einer Million vollelektrischer Fahrzeuge und Plug-In-Hybride auf Deutschlands Straßen vermutlich nicht vor 2022 erreicht werden könne. Verantwortliche versuchen deshalb auf mehreren Ebenen, zu einer höheren Dynamik beizutragen.
So hat die Bundesregierung wie berichtet Steuervorteile für Elektro-Dienstwagen angekündigt, die bereits ab Anfang 2019 greifen sollen. Zugleich investieren Kommunen und Stadtwerke verstärkt in die Lade-Infrastruktur.
Von der staatlichen Unterstützung dürften auch chinesische Hersteller profitieren, die bereits in hohen Stückzahlen produzieren und damit gut lieferfähig sind: Allein im dritten Quartal wurden in China laut "E-Mobility Sales Review" 206.624 vollelektrische Fahrzeuge neu zugelassen.
Das macht China klar zum größten Markt für E-Fahrzeuge weltweit, setzt aber bisher kaum internationale Trends- wie zum Beispiel die bevorzugte Zulassung von elektrischen Taxis oder alternative Ladekonzepte wie der schnelle Batterietausch.
"Interessant sind Fahrzeuge chinesischer Hersteller hierzulande zunächst für gewerbliche Flotten", sagt Stürmer. Das zeige zum Beispiel ein Pilotversuch in Frankfurt, wo ein Möbelhaus seinen Kunden neuerdings Elektro-Transporter aus China anbietet, um ihre Einkäufe nach Hause zu transportieren.
Jenseits des gewerblichen Bereichs ist Stürmer jedoch noch skeptisch. "Die Modelle chinesischer Hersteller erfüllen die Erwartungen privater Käufer aus Industrieländern in der Regel noch nicht - zum Beispiel, was den Komfort und die Leistungsfähigkeit angeht."
Erfahrungen aus China ließen sich deshalb nur in eingeschränktem Maße auf den europäischen Markt übertragen - die technische Kompetenz z.B. in der Batterieherstellung wird allerdings auch dort zunehmend nachgefragt, wie jüngste Inventionsankündigungen chinesischer Unternehmen gezeigt haben.
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