Atradius analysiert kontinuierlich die Rückmeldungen seiner deutschen Kunden über das Zahlungsverhalten ihrer Abnehmer. In den vergangenen 12 Monaten zeigte sich bei Geschäften mit Unternehmen in Polen und Italien ein überdurchschnittlich hoher Wert von Nichtzahlungen, die nach Ablauf der Verlängerungsfrist aufgetreten sind (sogenannte Protracted Default-Fälle).
Verhältnismäßig viele Nichtzahlungsmeldungen gab es - im Vergleich zu den anderen großen Exportzielen Deutschlands - bei Abnehmern in den Niederlanden. Am verlässlichsten werden Rechnungen bei Geschäften mit Unternehmen in Belgien und der Schweiz beglichen.
"Die großen Abnehmerländer der deutschen Wirtschaft erscheinen derzeit zwar insgesamt stabil, dennoch gibt es in ihnen auch Branchen mit hohen Zahlungsrisiken", sagt Thomas Langen, der für die Regionen Deutschland, Mittel- und Osteuropa bei Atradius verantwortlich zeichnet. "Die positive Gesamtentwicklung des Exportgeschäfts sollte Unternehmen deshalb nicht dazu verleiten, Gefahren für Forderungsausfälle zu ignorieren und die eigene Profitabilität aufs Spiel zu setzen."
Atradius sieht in Polen bereits seit Anfang 2016 erhöhte Risiken für Zahlungsausfälle und Insolvenzen infolge von Umsatzsteuerkarussellen. Von der Betrugsmasche waren zuletzt vor allem Informations- und Kommunikationstechnikhändler betroffen. Daneben gab es vermehrt Fälle bei Unternehmen im Bereich Brenn- und Treibstoffe.
Schon im Verdachtsfall greifen die polnischen Behörden zu strikten Straf- und Ermittlungsmaßnahmen gegen Firmen wie zum Beispiel der Verweigerung der Umsatzsteuerrückerstattung auf unbestimmte Zeit, Pfändungen oder dem Einfrieren von Geschäftskonten. Den betroffenen Firmen droht dadurch innerhalb kürzester Zeit die Handlungs- und Zahlungsunfähigkeit. Für Lieferanten ist das Betrugsmodell auch deshalb besonders heimtückisch, weil sie häufig kaum erkennen können, dass sie in ein solches Steuerkarussell involviert sind.
Atradius weist außerdem auf die derzeit erhöhten Risiken für Zahlungsausfälle in der Automobil-, Transport-, der Bau-, der Maschinenbaubranche sowie im Bereich Baumaterialien hin.