Verunsicherung prägt derzeit die Stimmung beim Münchner Lichtkonzern Osram: bei den Mitarbeitern, von denen am Standort Regensburg Hunderte gehen müssen; im Vorstand, der das Unternehmen aufgrund der unsicheren konjunkturellen Lage auf Sicht lenken muss; und bei den Aktionären, die auf der Hauptversammlung vergeblich versuchten, mehr Details zu den Übernahmeplänen durch zwei Finanzinvestoren zu erfahren."Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns heute nicht eingehender zu den laufenden Gesprächen äußern können", dämpfte Konzernchef Olaf Berlien schon zu Beginn der Veranstaltung die Erwartungen.
Die Kritik fiel auch angesichts roter Zahlen zum Geschäftsjahresauftakt entsprechend deftig aus - vor allem für Berlien:"Sind Sie noch Herr der Dinge, oder werden Sie getrieben?", fragte etwa Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Aktionärsvertreter Hendrik Schmidt vom Vermögensverwalter DWS kündigte an, dem Vorstandsvorsitzenden sowie Aufsichtsratschef Peter Bauer die Entlastung zu versagen.
Sowohl Vorstands- als auch Aufsichtsratsmitglieder wurden am Dienstag einzeln und nicht wie sonst üblich gemeinschaftlich entlastet. Berlien erhielt dabei mit lediglich rund 74 Prozent Zustimmung der anwesenden Aktionäre einen Dämpfer. Das Ergebnis war mit Spannung erwartet worden, gilt es doch als Indikator, wie zufrieden die Aktionäre mit dem Konzernchef sind. Aufsichtsratschef Bauer wurde mit rund 92 Prozent, Finanzvorstand Ingo Bank mit mehr als 99 Prozent der Stimmen entlastet. Die Ergebnisse haben allerdings keine direkten Konsequenzen für dieManager.
Bauer betonte hingegen die Rückendeckung seines Gremiums für Berlien: "Osram hat die finanzielle, operative und innovative Kraft, um die notwendige weitere Transformation für künftiges Wachstum erfolgreich voranzutreiben", sagte er in seiner Rede auf der Hauptversammlung. "Der Vorstand und die Mitarbeiter können sich auf diesem Wege auf die Unterstützung des Aufsichtsrats verlassen."