Es ist mittags um zwölf und die letzte Etappe war nicht einmal 100 Meilen lang. Aber als Fahrer und Beifahrer in John O'Groats am nördlichsten Zipfel Schottlands aus ihrer alten Mercedes G-Klasse fallen, sehen sie aus wie zwei Zombies nach einer durchzechten Nacht - müde Augen, schwere Lieder und bleierne Knochen inklusive. In ihren Gesichtern ist ein Glanz, wie ihn nur Sieger tragen, dabei sind vor ihnen schon drei Dutzend andere Autos durchs Ziel gefahren. "Aber jeder, der hier ankommt, ist ein Gewinner, egal mit welcher Platzierung", sagt Guy Woodcock.
Und er muss es wissen. Schließlich gehört er zu den Veranstaltern dieses irren Trips. Der führt als LeJog-Rallye jedes Jahr im Dezember knapp 100 Oldtimer quasi ohne Pause einmal längs durch Großbritannien von Land's End im Südwesten nach John O'Groats im Nordosten und macht dabei weder vor Nacht noch vor Nebel halt. Im Gegenteil: Mit schier diebischer Freude tüfteln Woodcock und seine Kollegen entlang der über 1500 fast ausschließlich auf kleinsten Nebenstraßen geführten Meilen Prüfungen aus, bei denen die Autos und ihre Fahrer bis über ihre Grenzen hinaus belastet werden: Nächtliche Rennen auf einer unbeleuchteten Gokart-Strecke Handling-Parcours auf vereisten Truppenübungsplätzen oder Orientierungsprüfungen rund um Loch Ness. Selbst Motorsport-Profis wie Ellen Lohr kommen da an ihre Grenzen: "Eine Dakar-Rallye ist dagegen fast ein Kindergeburtstag."