Die Hannover Messe gilt als eine der international wichtigsten Branchen-Treffpunkte und Leitmesse der Industrie. Sie versteht sich als weltweite Innovationsplattform, seit sie sich mit der Industrie 4.0 erfolgreich ein neues Leitthema gegeben hat. Die Organisatoren erheben zudem den Anspruch, Geburtshelfer dieses heute global genutzten Begriffes gewesen zu sein. Mit dem Aus der Cebit, die einst aus der Hannover Messe entstanden war, dürfte deren Bedeutung weiter wachsen. Eine Übersicht der wichtigsten Trendthemen:
INDUSTRIE4.0: Der Begriff steht für die vierte industrielle Revolution - nach der Erfindung der Dampflok, der Massenfertigung durch Fließbänder und dem Einsatz von Elektronik und Computer-Chips. Er bezeichnet die umfassende Digitalisierung der industriellen Produktion und Fertigung sowie die Vernetzung von Dingen und Gütern.
Industrie 4.0 gilt als enorm wichtiges Projekt, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Unternehmen sollen damit ihre industriellen Arbeitsabläufe einfacher, effizienter und transparenter gestalten können sowie neue Geschäftsmodelle erschließen. Der Begriff geht auf den einstigen SAP-Chef Hennig Kagermann zurück - erstmals war er öffentlich zur Hannover Messe 2011 gefallen und hat sich auch gegen internationale Varianten schnell weltweit durchgesetzt.
INTERNETDERDINGE: Das Internet der Dinge (Internet of Things) wurde lange synonym zur Industrie 4.0 verwendet. Es bezeichnet die Verbindung von "Dingen" aller Art - sei es das Fließband in einer Fertigungshalle mit einem Roboter-Arm oder Maschinen, Werkzeuge und Produkte. Auch im "Smart Home" spricht man vom Internet der Dinge, wenn etwa Garagentor und Beleuchtung eines Hauses mit dem Internet verbunden sind und sich übers Smartphone steuern lassen.
BIGDATA: Der englische Begriff bezeichnet riesige Datenmengen, die durch die Vernetzung aller möglichen Dinge und Geräte entstehen. Dank heute zur Verfügung stehender Rechenleistung lassen sich aus diesen unüberschaubaren Bergen sinnvolle Erkenntnisse ziehen und Muster erkennen. Die Analyse von Big Data gilt als Grundvoraussetzung dafür, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Auf Basis riesiger Mengen von Einzeldaten lässt sich zum Beispiel die Wettervorhersage verbessern. Oder der Vergleich von Sensordaten eines Aufzugs kann heute schon Rückschlüsse darauf ermöglichen, wann die nächste Wartung fällig ist.
KÜNSTLICHEINTELLIGENZ: Sie wird unter anderem als nötig erachtet, um Produktionsabläufe durch die Analyse der anfallenden Daten zu optimieren und flexibler zu gestalten. Doch nicht alles, was heute unter künstlicher Intelligenz vermarktet wird, ist es tatsächlich. Man versteht darunter allgemein die Fähigkeit etwa von Computern, relativ selbstständig Probleme zu lösen, analog zur menschlichen Intelligenz. So können Rechenmaschinen mit Hilfe von Algorithmen, also programmierten Handlungsanleitungen, Schlüsse ziehen und "intelligente" Reaktionen simulieren. Ein Beispiel für starke künstliche Intelligenz ist etwa der Computer "AlphaGo" von Google, der 2015 den mehrfachen Europameister in dem Brettspiel Go besiegte.
5G: Das Kürzel steht für die fünfte Mobilfunkgeneration. Die bisherigen waren das analoge mobile Telefonieren sowie die Digitalstandards GSM, UMTS und LTE. 5G kann die Daten rund hundert Mal schneller transportieren als das aktuelle LTE (4G). Dabei werden die Daten nahezu in Echtzeit übermittelt. Ein 5G-Netz kann sich jeweils an verschiedene Bedürfnisse ausrichten: So verbindet es in einer Fertigungshalle besonders viele Dinge und Maschinen miteinander, in einer anderen Situation stellt es besonders hohe Bandbreiten etwa für die Wiedergabe hochauflösender Videos zur Verfügung.
BLOCKCHAIN: Der Begriff ist vor allem in Zusammenhang mit der Digital-Währung Bitcoin bekannt geworden. Die Technologie dahinter eignet sich aber auch für weit mehr Einsatzmöglichkeiten als in der Finanzindustrie, etwa die sichere Übermittlung sensibler Daten wie im Gesundheitsbereich.
Bei Blockchain handelt es sich im Grunde um mehrfach abgesicherte Datenbanken, die ohne zentrale Kontrollinstanz auskommen. Jede Transaktion von einem Computer zum anderen wird dabei kryptografisch abgesichert und als Kette von Blöcken dezentral gespeichert, so dass die Daten vor Manipulationen geschützt sind. Nachteil: Mit der Zeit sammeln sich riesige Datenmengen an.
EDGE COMPUTING: Anders als beim Cloud Computing werden Daten beim Edge Computing (Edge = Rand, Kante) dezentral verarbeitet, idealerweise nahe des Netzwerks, wo sie anfallen. Damit können in einer Produktionshalle die Daten gleich vor Ort, etwa auf einem Tablet-Computer, gespeichert, analysiert sowie gegebenenfalls später zum Cloud-Anbieter geladen werden. Das spart Transferkosten und Zeit. (Von Ralf Krüger und Renate Grimming, dpa)
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