Die Schuld tragen nach Auffassung Olsens die Autobauer. "Die wollen uns lieber Benziner und Diesel anstelle von Elektroautos verkaufen und deshalb produzieren sie weniger", poltert er. Die Autobranche trage dazu bei, dass die Umstellung auf grüne Energie mit E-Fahrzeugen verlangsamt werde.
Bei Mřller bil, der Hauptvertretung für VW und Audi in Norwegen, sieht man die Lage nicht ganz so dramatisch. "Im letzten Jahr hat es Lieferprobleme gegeben", räumt Sprecherin Anita Svanes ein. Doch die Wartezeiten hätten sich inzwischen normalisiert. Auch BMW versichert, neue Wagen würden nach zwei bis drei Monaten geliefert.
Tatsächlich hatte VW 2018 zwischenzeitlich mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen und fuhr die E-Golf-Produktion auf täglich 200 Autos hoch.
Die Produktion noch weiter zu steigern, wäre nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aber ein Problem: demnach ist jeder E-Golf noch ein Verlustgeschäft, wollte man mehr bauen, müssten mehr Batteriezellen eingekauft werden. Dafür aber würden die Lieferanten noch mehr kassieren als bisher schon. VW widersprach dieser Einschätzung. Nach Angaben des Unternehmens ginge ein weiteres Hochfahren der Produktion zu Lasten anderer Modelle.
Unklar bleibt weiter, ab wann Batteriezellen auch in Deutschland gefertigt werden - Europa hinkt hier vor allem Asien hinterher. Immerhin beantragte VW entsprechende Fördermittel beim Bund. Ein europäisches Konsortium, das von Volkswagen und dem schwedischen Batteriehersteller Northvolt geführt wird, soll die Forschung zu Batteriezellen voranbringen.
Vor allem setzen die Wolfsburger auf die vollelektrische ID-Modellfamilie: Ende 2019 beginnt die Produktion in großem Stil in Zwickau.
VW-Chef Herbert Diess warb unlängst gar dafür, dass die Branche sich auf batteriebetriebene E-Autos konzentrieren solle– anstelle anderer Varianten mit Brennstoffzelle oder synthetischen Kraftstoffen. Er setzt alles auf eine Karte: "Wir müssen uns fokussieren. Technologieoffenheit ist jetzt die falsche Parole."
Das aber dürfte Jobs kosten. Diess geht davon aus, dass beim Zusammenbau der E-Autos im Vergleich mit Verbrennern ein Drittel weniger Arbeit anfällt. Der bei der Kernmarke VW Pkw fürs Tagesgeschäft zuständige Manager Ralf Brandstätter kündigte jüngst an, dass in den nächsten fünf Jahren zusätzlich 5000 bis 7000 Stellen wegfallen. Damit soll finanzieller Spielraum gewonnen werden, um zusätzliches Geld in Zukunftstechnologien stecken zu können.
Und die Norweger? Die sind unzufrieden. "Für die deutschen Autobauer ist das 'Elbil' immer noch der typische Zweitwagen oder das Stadtauto, mit dem man zum Einkaufen fährt", sagt Haugneland. Doch in Skandinavien gehe die Entwicklung in eine andere Richtung; die naturverbundenen Norweger wollten einen Allradantrieb mit großer Reichweite– und eine Anhängerkupplung. "Ich empfehle den deutschen Autobauern, die Entwicklung in Norwegen genau zu beobachten. Wir sind der ideale Testmarkt, der zeigt, wo es hingeht." (Von Thomas Strünkelnberg und Sigrid Harms, dpa/mer)
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