Wolfsburg. Der wochenlange Machtkampf in der VW-Spitze ist für den Gewinner Martin Winterkorn nur ein Etappensieg gewesen. Denn für den Chef von Europas größtem Autobauer steht die eigentliche Bewährungsprobe erst noch aus. Sie soll bis zum ersten Zwischenstand im Oktober in aller Ruhe Ergebnisse bringen - ganz anders als zuletzt der turbulente Machtkampf.
Winterkorn muss nach der Kraftprobe, die vor 100 Tagen begann und mit dem Rücktritt des VW-Aufsichtsratschefs Ferdinand Piëch endete, die Weichen stellen für die Zukunft des hierzulande größten Unternehmens. Das Motto dazu: Dezentralisierung. Für den riesigen, weltumspannenden Konzern sind das neue Vorzeichen.
Volkswagen befindet sich gewissermaßen in einer Familientherapie. Die zwölf Marken könnten aufgeteilt werden, angedacht ist eine Viererstruktur. Offen fordern Top-Manager inzwischen mehr Familiensinn, weniger Klein-Klein und ein Ende des Wolfsburger Zentralismus, der bisher den Nabel der VW-Welt bildet mit ihren 120 Werken - in denen vom Motorrad bis zum Schwerlaster praktisch jede Art Straßenfahrzeug vom Fließband läuft.