Umweltverbände nutzten die neue Untersuchung zu scharfer Kritik an der Autoindustrie. "Die Spritverbrauchslüge der Autoindustrie wird immer offenkundiger", sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Die Ergebnisse müssten ein letzter Weckruf für die EU-Kommission sein, mit dem angekündigten Gesetzespaket zur Ausgestaltung der CO2-Grenzwerte für Pkw ein ambitioniertes Konzept vorzulegen. Auch die künftige Bundesregierung müsse eine "Verkehrswende" einleiten.
Der Verkehrsexperte des Verkehrsclubs VCD, Michael Müller-Görnert, kritisierte: "Seit Jahren betrügen die Automobilhersteller ihre Kunden beim Spritverbrauch." Um möglichst kostengünstig CO2-Ziele einhalten zu können, nutzten die Konzerne Schlupflöcher beim Testverfahren "schamlos" aus, anstatt tatsächliche Verbrauchsreduktionen zu erzielen. "Die Zeche zahlen die Autofahrer."
Die grüne EU-Abgeordnete Rebecca Harms sagte, es sei seit Jahren bekannt, dass die Hersteller "sehr viel Erfindungsgeist" entwickeln, um ihre Wagen für den Testbetrieb statt für die Straße zu optimieren. Das Problem werde leider auch durch WLTP nicht vollständig gelöst. Die EU-Kommission könne das Problem nicht länger verleugnen.
Greg Archer von der Umweltorganisation Transport & Environment forderte die Brüsseler Behörde auf, ehrgeizige Vorschläge zu machen - auch mit Blick auf die laufende internationale Klimakonferenz in Bonn. "Wenn Vizepräsident Sefcovic und Kommissar Cańete es ernst mit der Senkung der CO2-Emissionen aus dem Verkehr meinen, sollten sie eine Minderung des Ausstoßes bei neuen Autos um 45 Prozent von 2020 bis 2030 sowie ein verpflichtendes Ziel für Null-Emissions-Fahrzeuge anstreben", sagte Archer. "Alles, was dahinter zurück bleibt, würde bedeuten, dass ihre Forderungen nach einer Führungsrolle Europas in der Klimapolitik bei der Konferenz in dieser Woche genauso vorgetäuscht wären wie die Testergebnisse der Autobauer." (dpa/swi)
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