Göteborg. Stabwechsel beim schwedischen Lastwagenhersteller Volvo: Der neue Vorstandschef kommt von der Spitze des Konkurrenten Scania und heißtMartin Lundstedt.
Die Börse begrüßte den Schritt mit einem zweistelligen Kurssprung. Auch die jüngsten Zahlen des LKW-Bauers kamen gut an. Im ersten Quartal fuhr Volvo weiter die Früchte seines Sparkurses ein und konnte seine Gewinnmargen verbessern. Von der Währungsseite gab es auch ordentlich Rückenwind - ohne den wäre der Umsatz gesunken.
Die Aktie legte zum Handelsstart um über 16 Prozent zu - der größte Sprung seit Februar 2009. Zuletzt notierte die Aktie bei 13,50 Prozent im Plus bei 114,90 Kronen. Marktbeobachter begrüßten den Wechsel an der Spitze. Das vorgelegte Zahlenwerk lag teilweise über den Erwartungen der Experten.
Wie Volvo am Mittwoch bei Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal mitteilte, tritt der 47-jährige Lundstedt sein Amt im Oktober an. Bis dahin übernimmt jetzt Finanzchef Jan Gurander das Ruder.Der bisherige Volvo-Chef Olof Persson war angezählt, seit Monaten wurde über seine Ablösung spekuliert.
Der 50-Jährige war seit 2006 bei Volvo und saß seit 2011 auf dem Chefsessel. Aktionäre hatten im Hintergrund Druck gemacht, der zweitgrößte Hersteller von Nutzfahrzeugen steht in einem scharfen Wettbewerb mit Volkswagen und deren Töchter Scania und MAN. Zuletzt hatte Persson zwar einen verschärften Sparkurs auf den Weg gebracht, um die Profitabilität zu steigern, war dabei aber hinter den Erwartungen einiger Investoren zurückgeblieben.
Volvo will sich profitabler machen und hatte daher im Oktober weitere Stellenstreichungen angekündigt. Im vergangenen Jahr mussten wegen des Sparkurses bereits rund 3 200 Mitarbeiter gehen - weitere 1000 sollen folgen. Ende März hatte Volvo rund 104 000 Mitarbeiter. Das waren mehr als 3000 Beschäftigte weniger als im Vorjahr.
Im ersten Quartal konnte Volvo zwar seinen Umsatz um knapp 14 Prozent auf 74,79 Milliarden Kronen (8 Mrd Euro) steigern, doch lag dies vor allem an der schwachen schwedischen Krone. Ohne Währungseffekte wären die Erlöse um ein Prozent gesunken. Wie Volvo weiter mitteilte, verdreifachte sich der operative Gewinn auf 6,84 Milliarden Kronen. Zum einen profitierte Volvo vom Umsatzplus und Margenverbesserungen in manchen Sparten, zum anderen verbuchten die Schweden einen Sondergewinn von knapp 2,5 Milliarden aus einem Anteilsverkauf. Unter dem Strich standen nun 4,24 Milliarden Kronen nach 1,14 im Vorjahr. Im vierten Quartal hatte Volvo überraschend einen Verlust verbucht unter anderem wegen des schwachen Geschäfts mit Baumaschinen.
Die Erwartungen für den weltweiten Markt für schwere LKWs hat Volvo teilweise gesenkt. Für China wird jetzt mit 680.000 schweren LKW gerechnet, das sind 50.000 weniger als zuletzt. In Europa wird nach wie vor mit 240.000 und in Nordamerika mit 310.000 Stück kalkuliert. In Brasilien sollten es 55.000 sein, 20.000 weniger als zuletzt.
Die Zahl der bestellten Lastwagen aller Klassen stieg im ersten Quartal um drei Prozent auf 56.770 Stück. Bei den Baumaschinen ging die Zahl um 24 Prozent zurück. Hier belastete vor allem der schwache Markt in China, der um mehr als die Hälfte eingebrochen war. Rund 17 Prozent des Umsatzes macht Volvo mit Baumaschinen. Der Nutzfahrzeughersteller baut Lastwagen, Busse und Baumaschinen. Der Pkw-Anbieter Volvo Cars gehört nicht zu dem Unternehmen, sondern ist Teil der Zhejiang Geely Holding Group in China.(dpa-AFX/gem)