Neue Führerscheinregeln sowie die Corona-Pandemie sind nach Einschätzung der Motorrad-Branche Gründe für eine Rekord-Steigerung bei der Nachfrage nach kleineren Rollern und Motorrädern. Mindestens seit Anfang der 1990er Jahre sei die Zahl der neu zugelassenen Krafträder in Deutschland im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nicht mehr so stark gestiegen wie jetzt, sagte Achim Marten vom Industrie-Verband Motorrad (IVM). Grund sei nicht nur, dass Ende 2019 eine Verordnung den Zugang zu kleineren Maschinen erleichtert habe. "Aus unserer Sicht kommt da ein gewisser Lockdown-, Covid-19-Effekt dazu." Mit dem Motorrad oder Roller zu fahren, sei "neben dem Radfahren die pandemiesicherste Fortbewegungsart".
Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) verzeichnete zwischen Januar und September rund 185.000 neu zugelassene Krafträder - ein Zuwachs von mehr als 20 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Lediglich während der weitreichenden Corona-Beschränkungen im März und April gab es weniger Neuzulassungen als in den jeweiligen Vorjahresmonaten.
Bei Motorrädern mit bis zu 125 Kubikzentimetern Hubraum stieg die Zahl der Neuzulassungen laut IVM um rund 67 Prozent auf knapp 30.000. Bei Rollern bis 125 Kubikzentimeter sogar um mehr als 90 Prozent auf rund 26.000.
Seit Ende des vergangenen Jahres dürfen Besitzer eines Auto-Führerscheins auch ohne zusätzliche Führerscheinprüfung Maschinen mit bis zu 125 Kubikzentimetern Hubraum und 15 PS fahren - unter bestimmten Voraussetzungen und nach einer theoretischen und praktischen Schulung mit mindestens neun Einheiten von 90 Minuten. "Da scheinen eine ganze Menge Menschen darauf gewartet zu haben", sagte Marten. Wie das KBA am Montag mitteilte, haben im ersten Halbjahr (bis 30. Juni) 26.898 Autofahrerinnen und Autofahrer nach den neuen Regeln zusätzlich eine Fahrerlaubnis für 125er-Maschinen erworben.