Stuttgart. Wechsel im Arbeitnehmerlager bei Daimler: Der bisherige Betriebsratsvize, Michael Brecht, rückt wie geplant an die Spitze des Gesamtbetriebsrates, wie das Gremium am Mittwoch mitteilte. Der 48-Jährige IG-Metall-Mann aus Gaggenau folgt auf den langjährigen Betriebsratschef Erich Klemm, der im Mai die passive Phase seiner Altersteilzeit antritt.
Brecht war seit mehreren Jahren als Klemms Nachfolger aufgebaut worden. Seit 1990 ist er Betriebsrat bei Daimler, im Jahr 2012 rückte er in den Aufsichtsrat auf. Wahrscheinlich ist, dass Brecht dort auch zum stellvertretender Vorsitzenden gewählt wird, wenn sein Vorgänger Klemm Ende April aus dem Aufsichtsrat ausscheidet.
Wie viel Macht die Arbeitnehmerseite Daimler haben kann, demonstrierte sie im vergangenen Jahr, als sie im Aufsichtsrat Daimler-Chef Dieter Zetsche den Vertrag nur um drei statt der sonst üblichen fünf Jahre verlängerte.Große politische Veränderungen wird es unter ihm aber nicht geben, sagte Brecht bereits im Dezember im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa: «Es wird nicht von heute auf morgen eine neue Richtung geben.» Das Thema Werkverträge werde weiter zur Diskussion stehen. Auch der Erhalt der Standorte in Deutschland werde ihn weiter beschäftigten. Und noch etwas liegt Brecht am Herzen: «Wir müssen diskutieren, wie man die Betriebskultur positiver macht. Da kommt zu wenig.»Brechts Stellvertreter wird Ergun Lümali aus dem Betriebsrat im Werk Sindelfingen, der einer Betriebsratssprecherin zufolge Ende April automatisch in den Aufsichtsrat einzieht, wenn Klemm ausscheidet. Die IG Metall hat bei dem Autobauer erneut die große Mehrheit der Betriebsrats-Mandate errungen. Von 814 Betriebsratssitzen an den Standorten und Niederlassungen der Daimler AG gingen 677 an die Gewerkschaft. (dpa/gem)
