Die Mehrheit der Deutschen befürwortet einer Umfrage zufolge ein Fahrverbot für ältere Dieselautos in Innenstädten. Autos aus den Stadtzentren zu verbannen, die nicht der neuesten Euro-6-Abgasnorm entsprechen, halten 59 Prozent der Befragten für richtig, wie eine Forsa-Umfrage von Mittwoch im Auftrag des "Stern" ermittelte. 38 Prozent sprechen sich gegen ein solches Verbot aus.
Zuletzt hatte die Stadt München flächendeckende Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge in Erwägung gezogen. Auch in Stuttgart sollen von 2018 an Dieselfahrzeuge, die nicht die Euro-6-Norm erfüllen, an Tagen mit besonders hoher Luftbelastung auf bestimmten Strecken ausgesperrt werden.
Antriebsexperten sprechen dagegen von einer "Hexenjagd" auf den Diesel. Die Debatte würde unsachlich geführt, merkt etwa Thomas Koch vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) an. Daimler-Chef Dieter Zetsche lehnt Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in den Städten ab. "Für das Klima sind Resultate wichtiger als Symbolpolitik", sagte Zetsche der Automobilwoche.
Ein weiteres spannendes Ergebnis der Umfrage: Stünde jetzt ein Autokauf an, würden sich 43 Prozent der Befragten für einen Benziner entscheiden. An zweiter Stelle steht ein Auto mit Elektroantrieb (28 Prozent). Nicht einmal jeder Fünfte (18 Prozent) würde einen Diesel kaufen. Über die Hälfte der Befragten (54 Prozent) geht aber davon aus, dass Dieselautos auch künftig noch in großer Zahl verkauft werden.
Mit der Realität haben die guten Absichten der Befragten aber wenig zu tun: Nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts lag der Benziner-Anteil unter den Neuzulassungen im Mai bei 56,8 Prozent, gefolgt von Dieselautos mit 40,4 Prozent. Elektro- und Hybridfahrzeuge liegen weit abgeschlagen dahinter, ihr Absatz steigt allerdings prozentual gesehen aber mit Abstand am stärksten an. (dpa/ree/ger)
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