Die Corona-Krise wirbelt die wirtschaftlichen Planungen börsennotierter Unternehmen in Deutschland durcheinander. In 77 Fällen sahen sich Firmen im ersten Quartal gezwungen, ihre Umsatz- oder Gewinnprognosen nach unten zu korrigieren, wie aus einer Auswertung des Beratungs- und Prüfungsunternehmens EY hervorgeht. Das war der höchste Wert in einem Quartal und mehr als doppelt so viel Korrekturen wie im Vorjahreszeitraum (33).
Besonders betroffen war die Automobilbranche: Den Angaben zufolge mussten 7 der 12 börsennotierten Hersteller und Zulieferer ihren Ausblick senken. Sie seien aufgrund der Eindämmungsmaßnahmen auf dem wichtigen Absatzmarkt China im Januar und Februar besonders früh betroffen gewesen, erläuterte EY. In der Konsumgüterbranche kassierten 44 Prozent der Firmen ihre Prognosen, in der Medienbranche 38 Prozent. Keine Korrekturen nach unten gab es demnach hingegen von Telekommunikationsunternehmen und Energieversorgern.
Die meisten Prognosekorrekturen wurden im März veröffentlicht, als die weltweite Pandemie an Dynamik gewann und in immer mehr Ländern das öffentliche Leben zum Stillstand kam. "Die Corona-Krise führt weltweit zu massiven Einschränkungen des Wirtschaftslebens und zu nie da gewesenen Umsatzausfällen in fast allen größeren Märkten. Spätestens ab März dieses Jahres wurden die Prognosen vieler Unternehmen Makulatur", erläuterte Hubert Barth, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY Deutschland. Dass Firmen aufgrund der Pandemie höhere Umsätze oder Gewinne als ursprünglich angenommen einfahren, ist nach Einschätzung von EY die absolute Ausnahme.
EY wertete die Daten von 304 börsennotierten Unternehmen aus dem Prime Standard aus. Das ist das Segment der Deutschen Börse mit den höchsten Transparenzpflichten für Unternehmen. Inzwischen ist die Zahl zurückgenommener Prognosen weiter gestiegen. Im April ruderten weitere Firmen zurück, darunter große Dax-Konzerne wie etwa der Chemieriese BASF. (dpa-AFX/os)
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