Helmstedt. Der verschärfte Sparkurs von Volkswagen infolge des Abgas-Skandals macht sich bei den Lieferanten und Dienstleistern rund um das Stammwerk Wolfsburg bemerkbar. Ingenieurdienstleister und Betriebe aus der Industrie haben nach Angaben der Arbeitsagentur Helmstedt in den vergangenen Monaten deutlich mehr Kurzarbeit angemeldet als vor einem Jahr. Nach vorläufigen Zahlen meldeten im Januar 15 Betriebe für 300 Mitarbeiter Kurzarbeit an. Zum Vergleich: Im Vorjahresmonat waren nur 18 Mitarbeiter eines Betriebes in Kurzarbeit.
Mehr Zeitarbeit bei Zulieferern
Die Sprecherin der Agentur wollte aber keinen direkten Zusammenhang zwischen der gestiegenen Zahl der Kurzarbeiter und dem Abgas-Skandal herstellen: "Wir merken aber, dass sich der Beratungsbedarf zur Kurzarbeit bei den Betrieben deutlich erhöht hat", sagte sie. Ähnliche Ergebnisse zeigt eine Umfrage des Arbeitgeberverbands NiedersachsenMetall. Das Ordervolumen bei den Zulieferern geht zurück, teilweise über alle Baureihen hinweg. Noch mehr stört die Betriebe die Informationspolitik des VW-Konzerns. Das Fehlen konkreter Angaben erhöhe die Unsicherheit.
Ein Dienstleister und ein Logistiker, die beide von VW abhängig sind, bestätigten der Nachrichtenagentur DPA gegenüber, dass VW seine Ausgaben schon seit Ende 2015 deutlich kürzt. In beiden Betrieben herrscht Einstellungsstopp. Zudem werden befristete Verträge nicht verlängert und Mitarbeiter in der Probezeit verlieren ihre Stellen.
Im September war bekannt geworden, dass der Konzern in weltweit rund elf Millionen Autos mit Dieselmotoren eine Software installiert hat, die erkennt, ob das Auto auf einem Prüfstand steht. In diesem Fall wird die Abgasreinigung so eingestellt, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte eingehalten werden, was im normalen Straßenverkehr nicht der Fall ist.
Welche Folgen das für VW hat, ist noch nicht absehbar. In Deutschland hat der Rückruf bereits begonnen , in den USA dürfte sich der Streit mit den Behörden noch länger hinziehen. Bisher hat VW für die Folgekosten rund 6,7 Milliarden Euro zurückgestellt, Manager des Unternehmens bezweifeln jedoch, ob die Summe ausreicht. Sowohl in Europa als auch in Deutschland gibt es bereits Klagen, zudem ermitteln die Staatsanwälte mehrerer Länder. Das Geld ist zunächst nur für die Kosten der Rückrufe vorgesehen, nicht zur Begleichung von Strafzahlungen oder Schadenersatz. (dpa/swi)